Archiv der Kategorie: Sprache

Grotten, Schwaben und Kröten

In der Damenabteilung einer bekannten schwedischen Modekette. Eine Frau mittleren Alters befühlt den Stoff eines Kleidchens. Sie runzelt die Stirn. Eine andere Frau stellt sich neben sie. „Grottenhässlich“, sagt jetzt die mit dem Kleid. Die andere nickt bestätigend. Grotten. Ich war einmal in einer. Mit zwölf Jahren. In Tschechien. Und ich erinnere mich sehr genau daran, wie da das Licht ausging … Aber das ist eine andere Geschichte.

Warum sagt man eigentlich „grottenhässlich“? Kommt das denn von den Grotten?
Wieder zu Hause, recherchiere ich: Der Begriff kommt aus dem Schwäbischen! Da bedeutet nämlich „krott“ Kröte.  Kröten sind also hässlich. Weiß ich nicht. Nee, finde ich eigentlich nicht. Oh, und da gibt es noch eine andere Theorie. Und die besagt, dass „grott“ aus dem Niederdeutschen kommt. Und da bedeutete das wohl verrottet. Ja, verrottet ist meist auch hässlich.
Damit kann ich mich anfreunden. Aber nichts gegen Kröten!

Großonkel

Eben habe ich mir den Fuß gestoßen. Besonders weh tut der große Onkel. Und noch während ich damit beschäftigt bin, im übertragenen Sinne meine Wunden zu lecken, frage ich mich: Warum sagt man eigentlich „großer Onkel“? Der große Zeh ist groß, ja – zumindest größer als die anderen. Aber Onkel? Sind die anderen Zehen dann die kleinen Onkel? Oder Neffen oder Nichten?

Ich schlage nach: Der große Zeh hat seinen Spitznamen aus dem Französischen! Aha: Grand ongle. Da ich des Französischen mächtig bin, weiß ich auch gleich, was das übersetzt heißt: großer Nagel. Stimmt, ongle klingt wirklich ein bisschen wie Onkel. Wieder etwas dazugelernt.

Bleibt nur zu hoffen, dass der Schmerz jetzt auch ganz schnell nachlässt.

Eifersucht – mit Eifer gesucht?

„Ich bin ja so schrecklich eifersüchtig!“, beklagte sich neulich eine Freundin bei mir. Das ist wohl jeder mal – mehr oder weniger. Heißt „Eifersucht“ jetzt eigentlich so, weil man „mit Eifer sucht, was Leiden schafft“ (Hermann Kurz)? Guter Gedanke, doch weit gefehlt: Das Wort „Eifer“ stammt vom altdeutschen „eivar“ (bitter) ab, hat aber im Laufe der Zeit eine eher positive Bedeutung angenommen. Bei der „Eifersucht“ handelt es sich auch nicht um eine Sucht, sondern vielmehr um ein Siechen. Um ein „bitteres Siechen“ also – etwas, das krank machen kann.

Herr Kurz noch einmal lang:
„O Eifersucht, Eifersucht, du Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.“