Einmal die weite Welt umrunden oder doch zumindest einen großen Teil davon kennenlernen – eine atemberaubend schöne Vorstellung für viele Menschen, ob alt oder jung. Auch für mich. So unerreichbar fern erscheint so manchem die vage Idee vom „Einfach los!“, und doch habe ich hautnah miterlebt, wie sie in Windeseile in die Tat umgesetzt werden konnte: Meine Cousine Anja erfüllt sich zur Zeit einen langersehnten Traum und reist um den Globus.
Gestartet ist sie im April 2007 in Berlin Kreuzberg. Hier hat sie vorher gelebt. Nachdem sie sich – Deutschland immer etwa acht Stunden voraus – ein paar Wochen in Sydney aufgehalten hatte, ging es für sie im Mai zunächst immer weiter durch Australien nach Melbourne und im Juni unter anderem durch das Outback nach Alice Springs und Darwin. Einen Monat später schrieb sie den Daheimgebliebenen bereits aus Indonesien, erlebte Bali, Singapur und Sulawesi. Hier hielt sie sich eine ganze Weile auf. Ihre nächsten Reisedestinationen: Kei Islands (Maluku) und Papua.
Reisehungrige werden sich auf Anjas Reiseblog Pola en route gern und bisweilen begeistert durch die zahlreichen Links klicken und sie auf ihren verschiedenen Stationen begleiten. Meine blonde und leicht verrückte Cousine zeigt unter anderem bezaubernde und beeindruckende Fotos von Städten, Dörfern, Landschaften, Menschen und Momenten und berichtet detailgenau, was sie erlebt und wen sie in den verschiedenen Ländern und Regionen so alles getroffen und wen sie bereits näher kennengelernt hat. Dabei gibt sie den Lesern das Gefühl, alles hautnah mitzuerleben und an den Begegnungen – ob mit Mensch, Tier oder Landschaft – zumindest mental teilzunehmen.
So kann man beispielsweise erleben – und das sieht ihr wieder einmal ähnlich! – wie sie dreckverschmiert auf einer Farm arbeitet, mit Schiff, Fähre und Segelboot die Meere erkundet, sich – allein oder gemeinsam mit anderen Reisewütigen oder Einheimischen – durch den dichtesten Urwald kämpft, auf Berge in luftiger Höhe kraxelt oder mit verrosteten Schrottkarren durch vertrocknetes Land und Wüstenlandschaften saust. Kein Abenteuer ist ihr dabei zu gewagt, kein Fluss zu tief und kein Weg zu weit. Immer mit im Reisegepäck: eine gehörige Portion Schalk und Humor. Pola en route – das kommt richtig gut.
Was man auf den ersten Blick erkennen kann, und dabei ist es egal, welchen Beitrag man von ihr liest und auf welchem Bild man sie wiedererkennt: Meine Cousine vermisst Deutschland wohl nicht sehr. Wie lange sie noch unterwegs sein wird und ob sie jemals wiederkehren wird, weiß wahrscheinlich nicht einmal sie selbst.
Bleibt zu wünschen, dass Anja noch viele spannende und abenteuerliche Dinge erleben und hoffentlich weiter darüber berichten wird. Ich für meinen Teil versinke, jedes Mal, wenn ich in ihrem Reisetagebuch stöbere, in meinem eigenen Fernweh und schmachte der Welt ins Gesicht… Doch wer weiß, vielleicht mache ich mich eines Tages selbst auf ins ungewisse Abenteuer, denn nicht nur der gleiche Name, sondern auch unsere gemeinsame Leidenschaft – das Reisen – verbindet uns Cousinen. Und das, obwohl uns – dafür jedoch fast auf den Tag genau – zehn Jahre und einige tausend Kilometer trennen.
Ein Gedanke zu „Pola en route“