Den Tränen gewidmet

Mit meiner großen Schwester genieße ich morgens im Bett ein leckeres Frühstück – bestehend aus frischem, duftendem Kaffee, Orangensaft und Lachsbroten. Wir schauen einen dänischen Film. Der Titel: Nach der Hochzeit. Wer dänische Filme gesehen hat, weiß, wie intensiv sie von alltäglichen Gefühlen, Beklemmungen und Qualen erzählen. Und dieser Film rührt mich besonders an.

Wir sitzen also dort, die Köpfe an eine Stütze gelehnt, halb liegend, den Nacken leicht nach hinten geneigt und mit unseren Kaffeetassen in den Händen. Wie Frauen das eben so machen: Wir umklammern die Tassen mit beiden Händen. Der Kaffee wärmt uns. Ab und an entgleitet einer von uns ob der bewegenden Szenen ein Seufzen. Manchmal schauen wir uns an und grinsen, weil wir uns ertappt fühlen bei dem, was wir offentlich gerade beide denken.

An der Stelle, als die Protagonistin einen ergreifenden, wahren, alles bedeutenden Satz spricht, der mich flutartig anrührt, passiert es: Meine Tränendrüsen haben zuckend und völlig unerwartet zu arbeiten begonnen. Das Wasser rinnt tropfenartig zu beiden Seiten der Augen außen an meinen Jochbeinen vorbei, die Wangen entlang, meine Wangenknochen gleichmäßig umspielend, den Hals berührend, um letztlich gemeinsam und synchron in der Mulde etwa auf Höhe der Schlüsselbeine Halt zu machen. Es wird langsam kühl auf der Haut. Ich wische die Tränen weg. An meinen Händen beginnen sie zu trocken, und irgendwann sind sie einfach verschwunden.

Ich widme diesen Eintrag dem salzigen Gut, das – mal berechenbar und mal unberechenbar, plötzlich und dann wieder schleichend – aus unseren Augen quillt, mal verursacht durch tiefe Trauer, dann wieder energisch hervorkletternd vor Wut und manchmal sanft kitzelnd die Seele umspielend – vor Freude.
Tränen sind etwas ganz Besonderes.

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