Das kann doch kein Schwein lesen!

Ich reiche dem Liebsten ein handschriftlich von mir verfasstes Schriftstück. Er liest, lächelt, liest weiter. Scheint ihm zu gefallen, was da steht. Schön schön. Doch dann bleibt er sekundenlang an einem Satz hängen. Er senkt seinen Kopf, um das Papier den Augen noch näherzubringen. Stirnrunzeln. „Das kann doch kein Schwein lesen.“ Ich kläre ihn auf, sage ihm, was da steht. Und ärgere mich über meine Handschrift. Schon in der ersten Klasse hatte ich keine sonderlich gute Note in Schönschrift. Es war zum Verzweifeln. Na, das wird wohl jetzt auch nicht mehr. Wie gut, dass da Tippen heute so in Mode ist.

Kann kein Schwein lesen … Warum sollten Schweine auch lesen können? Das ist doch absurd. Schon wieder so ein Spruch: oft gehört – und keine Ahnung, woher er kommt. Da hilft nur eins: nachschlagen. Kurz und knackig ist die Erklärung: Das kann kein Schwein lesen stammt ab von: Dat kann keen Swyn lesen. Bitte was? Oder wer? Ach so: Die Swyns aus Dithmarschen in Schleswig-Holstein waren eine sehr gebildete Familie. Man nahm sich ein Beispiel an ihr. Und wenn selbst die Swyns ein Schriftsstück nicht entziffern konnten, wollte das etwas heißen: Dat kann keen Swyn lesen! eben. Na, und diese Aussage hat sich bis in die heutige Zeit gehalten. Und kein Schwein weiß mehr, wer die Familie Swyn war.

4 Gedanken zu „Das kann doch kein Schwein lesen!“

  1. Liebe Ivi,

    danke für Deine umfangreichen Zeilen!
    Ich kann mir vorstellen, dass Dich die „Verbesserungsanfälle“ Deines Vater ganz schön genervt haben müssen. Mich hat zum Glück niemand zur Schönschrift gezwungen. Die Rechtschreibesicherheit (was für ein Wort!) hat meine Sauklaue wieder ausgeglichen.

    Ich wünsche Dir noch eine schöne Woche!
    Coralita

  2. Hi .. hab deinen Blog gerade beim Blogmarathon gefunden und er gefällt mir auf Anhieb. Hab ihn gleich in meine Feedliste aufgenommen und werde demnächst etwas stöbern. Ich bin auch in Berlin aufgewachsen und nun hat es mich beruflich nach Bonn verschlagen .. irgendwie fehlt mir die Großstadt und ich lese immer wieder gern darüber.

    Was deine Handschrift angeht, ich kann das nachvollziehen. Meine ist auch grausam. Mein Dad wollte früher versuchen sie zu verbessen. Ich musste teilweise Hausaufgaben mehrmals abschreiben, aber genützt hat es nichts. Ich hab letztens mal einen kleinen Notizzettel gehabt, wo ich 4 Wörter aufgeschrieben hab. Jedes Wort sah aus als hätte es eine andere Person geschrieben, da war ich selbst etwas schockiert. Aber manchmal haben die Leser auch einfach zu wenig Fantasie. 😉

  3. Aha, wieder etwas schlauer – danke! 🙂

    Ich habe auch eine ganz miese Handschrift und bin immer froh, wenn ich es tippen kann. Geht nur in der Praxis nicht. Da frage ich mich, wie oft meine KollegInnen dann wohl denken: „Dieses Verlaufsprotokoll kann kein Schwein lesen!“

    ..grüßt Monika

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