Allerhöchste Eisenbahn

Ich bin spät dran. Gleich kommt meine Bahn. Zeit für die nächste habe ich nicht; sie kommt erst wieder zehn Minuten später. Hastig stopfe ich noch ein paar Unterlagen in meine Umhängetasche und verlasse die Wohnung. Die Tür knallt etwas lauter zu als beabsichtigt. Zwei Minuten noch. Ich renne, denn es ist wirklich höchste Zeit. Es ist höchste Eisenbahn.

Diese Redewendung stammt vom Berliner Autor Adolf Glaßberger. Er schrieb 1847 das Theaterstück Ein Heiratsantrag in der Niederwallstraße. Darin vertauscht der zerstreute Protagonist – ein Briefträger namens Bornike – andauernd irgendwelche Wörter. Eines Tages stellt er fest, dass der Postzug bereits vor Stunden eingetroffen ist. Im Schrecken entfährt ihm:
„Es ist höchste Eisenbahn, die Zeit ist schon vor drei Stunden angekommen.“
Allmählich haben sich diese geflügelten Worte zu einer festen Redewendung etabliert.

Gerade noch geschafft!
Ich liege noch in der Bahn und erwische meine Zeit.

S-Bahnhof Warschauer Straße

18 Gedanken zu „Allerhöchste Eisenbahn“

  1. Hi Miki,

    zum Glück gibt es ja jetzt Handykameras, die halbwegs gute Bilder machen (an meine Nikon D3 reichen die trotzdem noch lange nicht ran, harr harr harr!). Früher hätte ich mich ganz oft in den Allerwertesten beißen können, weil ich keinen Fotoapparat dabei hatte und irgendwas „Knipsenswertes“ gesehen habe. „Wenn Du keinen dabei hast, hört’s eben auf“ – oder so. 😎

    LG,
    Coralita

  2. Mein Lieblingsspruch aus der Kindheit ist: „wenn’s alle ist, hört’s auf!“ daran denke ich bei JEDER Tafel Schokolade 😀

    Tolles, tolles, tolles Foto. Bin mal bei einem fulminanten Sonnenuntergang über die Brücke gefahren und keine Knipse bei 🙁

  3. Liebe Doris, das sehe ich ganz genauso!
    Spontan frage ich mich, welcher Satz aus der Kindheit denn mir am meisten verhaftet ist.
    Es dürfte wohl „Ordnung ist das halbe Leben“ sein.
    Ich habe dann immer geantwortet: „Und die andere Hälfte ist Unordnung“. 😀

  4. Liebe Coralita,
    da pflichte ich dir bei … Termine sollten eingehalten werden, sonst würde ja auch rein gar nix mehr funktionieren …
    und genau diesen Satz „Unpünktlichkeit bedeutet Respektlosigkeit.“, den kenne ich nur zu gut aus meiner Kindheit, deshalb fahre ich zu allen Terminen auch immer sehr rechtzeitig los …
    Denn zeitig da sein hat nicht nur etwas mit Respekt, sondern auch mit „Wertschätzung“ zu tun …
    Herzliche Grüße
    Doris

  5. Liebe Doris,

    „wir“? Ich denke nicht so. Aber bestimmte Termine wollen schon eingehalten werden. Unpünktlichkeit bedeutet für mich Respektlosigkeit gegenüber anderen.

    Grüße zurück,
    Coralita

  6. Liebe Abidi,

    „gefriergezuckert“ … schön!
    Aber irgendwie kommt mir dieses Wort bekannt vor!
    Wer weiß: Vielleicht hat der Prozess ja schon eingesetzt … 🙂

    Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende!
    Coralita

  7. Das war ja wohl allerhöchste Eisenbahn … was ein Glück, dass du es geschafft hast … SCHADE nur, dass wir immer alle denken oder glauben, dass wir – wenn wir irgend etwas nicht schaffen – nicht mehr so wertvoll sind … oder nicht mehr so angesehen sind … woran das wohl liegen mag ?
    Herzliche Grüße
    Doris

  8. Hola!

    Frollein Coralita in der Badewanne:

    „Schaaahaaaatz!!! – Kommst Du mal!
    Ich habe eine blendende Idee!“

    (Was dann folgt, überlasse ich der Leser-Phantasie..;-D

    Vorzüglicher Gruß aus dem Tiefsüden. 😉

  9. Der Traum eines jeden Textmenschen: Einen Ausdruck zu erfinden, der es dereinst in den Duden schafft – und sei es in den Redensartenduden. Ich strebe das an mit dem Wort „gefriergezuckert“. Bald ist es wieder so weit: Reif, der in der Wintermorgensonne glitzert …

  10. Liebe Clara,

    es ist der Alltag, der mich diese Sprüche meist ganz spontan sammeln und ihren Ursprung suchen lässt. 🙂 Badewanne? Nein, da lese ich lieber – und hole mir die eine oder andere Idee. Aber nicht für den Blog. 😉

    Grüße zurück,
    Coralita

  11. „Es ist höchste Eisenbahn, die Zeit ist schon vor drei Stunden angekommen.” Ganz herrlich.
    Wo fallen dir denn die ganzen Redewendungen ein. Sage jetzt nicht: In der Badewanne oder daneben, hast du dafür eine Sammlung?
    LG Clara

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