Aus dem Staub gemacht

Einkaufen im Supermarkt. Dieses und jenes – Nützliches und weniger Nützliches – landet im Einkaufswagen. Frisches Gemüse, Obst, Reis und Kartoffeln, eine neue Laufmütze aus dem Tchibo-Regal … Ich bin in der Konservenabteilung gelandet und schaue mir ein Glas mit Schattenmorellen an. Die machen sich gut auf Joghurt oder Grießpudding. Mir tropft der Zahn, mir läuft – nicht nur sprichwörtlich – das Wasser im Mund zusammen. Nein, nein und nochmals nein: Ich hatte ja beschlossen (ich bin beschlossen worden träfe es eher … ), etwas mehr auf meine Gesundheit zu achten.

Als ich das Glas wieder ins Regal stellen will, entgleitet es mir und landet auf dem Boden. Ein Rot und Rund, wohin das Auge blicket. Ein Adrenalinschub gesellt sich zu meiner Misere. Ich schaue nach links und nach rechts. Zum Glück werde ich fast nie rot. Niemand zu sehen. Ich warte noch ein Weilchen, und als dann noch immer keine Menschenseele zu sehen ist, mache ich mich klammheimlich aus dem Staub …

Nicht gerade ehrenhaft, diese Sauerei zu hinterlassen, ich weiß. Als ich die Waren im Kofferraum verstaut habe und in meinem Auto sitze, ist es zunächst nicht das schlechte Gewissen, das mich beschleicht, sondern vielmehr der Gedanke an die Redenwendung sich aus dem Staub machen. Warum heißt das so?

Wieder am Schreibtisch recherchiere ich: Die Redewendung hat ihre Wurzeln in militärischen Kämpfen. Auf den Schlachtfeldern entstanden mitunter derartige Staubwolken, dass man nichts mehr sehen konnte. Panische Soldaten konnten sich in dieser Situation – im wahrsten Sinne der Phrase – aus dem Staub machen und damit fliehen.

Ich habe also Fahnenflucht begangen. Da bin ich wahrlich nicht stolz drauf.
Immerhin bin ich wieder etwas schlauer.

Machen sich aus dem Staub: Wildschweine

10 Gedanken zu „Aus dem Staub gemacht“

  1. Mir ist im Supermarkt mal ein Glas Apfelmus heruntergefallen. Die Verkäuferin, der ich zerknirscht Bescheid gab, war sehr nett und wir räumten gemeinsam das Malheur auf. Seitdem grüßte sie mich immer, wenn ich im Laden war.
    LG von Rosie

  2. Ihr Lieben,

    ja, ich glaube, das ist jedem schon einmal passiert …
    Mir ist vor Jahren eine Flasche Rotwein runtergefallen, das war eine ganz schöne Sauerei. Die Verkäuferin mich damals total angeranzt. Und ich hatte hinterher schlechte Laune.
    Da sag ich lieber gar nichts mehr. Ehrlichkeit ist manchmal ein bisschen eigene Blödheit … =)

    Liebe Grüße an alle!
    Coralita

  3. Hihi! Ist mir auch schon passiert. An der Kasse hat mich dann das Gewissen gepackt und ich habe der Kassiererin gesagt, dass „jemand“ da hinten in der Abteilung ein Glas fallen gelassen hat.
    Viele Grüße
    Monika

  4. Kann ja mal passieren und ist mir auch schon passiert. Ich hätte vermutlich ein bisschen mit mir gerungen (vor allem,w enn ich in zeitnot gewesen wäre), aber dann irgendjemanden gesucht. Denn wie oft ärgere ich mich, wenn jemand aus Versehen z.B. einen eingedrückten Joghurtbecher oder eingerissene Zucker-/Mehltüte wieder zurückstellt und der nächste dann die Sauerei verteilt, weil er/sie es nicht merkt und alles aus dem Wagen durch den Laden (und/oder die Klamotten) kleckert…

  5. Aber, aber… das Personal ist doch solche kleinen Pannen gewohnt. Da hättest du ruhig Bescheid sagen können. Ich könnte nicht einfach weggehen. Käme nicht in den Schlaf danach…

    ..grüßt dich Monika

  6. Coralita, es gibt Situationen, da wäre es wahrhaft unehrenhaft, sich „aus dem Staub zu machen“ – z.B. nach einem Unfall – aber das würde ich dir auch nicht zutrauen. – Hier wären keinerlei Konsequenzen auf dich zugekommen, das Personal hätte die Scherben und den Glasinhalt weggewischt und deine Haftpflichtversicherung oder dein Portemonnaie hätten nicht einspringen müssen.
    Ist schon erstaunlich, dass bei diesem Knall niemand gekommen ist.
    Gibs zu, du wolltest so schnell wie möglich an den Schreibtisch zur Recherche.
    Einen schönen Tag noch wünscht Clara

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