Wie funktioniert der Maisanbau? Welche Ausbildung absolviert ein Landwirt, und was muss er bei der Schweinemast beachten? Antworten auf diese Fragen zum Thema Landwirtschaft bekam ein tansanischer Journalist auf dem Hof von Henning Nordemann-Brands in Bippen.
Im Rahmen des sogenannten Tansania-Projekts, organisiert vom niedersächsischen Landesverband Bürgermedien (LBM), ist der Afrikaner im Rahmen eines Austauschprogramms von deutschen und tansanischen Radiojournalisten zu Gast bei osradio 104,8 in Osnabrück. In seiner Heimat arbeitet Peter Lusaya bei Radio Kwizera mit Sitz in Ngara: „Gegründet wurde unser Lokalsender 1995 zu Informationszwecken für ruandische Flüchtlinge.“ Es habe damals kaum Möglichkeiten gegeben, Informationen zu verbreiten. „Da war der Aufbau eines Senders eine gute und wichtige Option.“ Auch heute noch könne man sich Tageszeitungen und Fernsehapparate in Tansania kaum leisten – im Gegensatz zu billigen, batteriebetriebenen Transistorradios. „Ganz wichtig ist Radio auch für die Bildung unserer Leute“, erklärt der 35-Jährige, denn noch immer gebe es zu wenig entsprechende Einrichtungen in seiner Heimat. Menschen aus Tansania, Ruanda, Burundi und der Demokratischen Republik Kongo können Radio Kwizera empfangen.
Und was interessiert die Menschen dort? „Umweltschutz, Gesundheit und Landwirtschaft sind zentrale Themen bei uns“, erzählt Peter Lusaya. Was also liegt näher, als sich bei Henning Nordemann-Brands über Landwirtschaft zu informieren? Er ist ein Bekannter von Matthias Preiss, dem Sendeleiter bei osradio 104,8. „Wir hatten die Idee, Peter einmal abgesehen vom Radiobetrieb auch die Arbeit und das Leben auf einem Bauernhof zu zeigen“, erzählt er.
Es geht hinaus auf den Hof, aufs Maisfeld und anschließend in den Schweinestall. Das Interesse ist groß, der Tansanier hat viele Fragen.1000 Schweine hat die Familie Nordemann-Brands. Hühner, Katzen und viele andere Tiere gibt es auf dem Hof. „Bei uns wird es nie langweilig“, lacht der vierfache Familienvater.
Nach dem Rundgang gibt es ein Frühstück. Auf dem reichlich gedeckten Tisch steht eine Schale mit Erdbeeren. Peter Lusaya dreht und wendet eine pralle, rote Frucht und beißt herzhaft hinein. Erdbeeren stehen in seiner Heimat nicht auf dem Speiseplan. Dort esse man viele Bananen und einen Brei aus Maismehl, den man Ugali nennt. „Fast alles, was ich in Deutschland gegessen habe, hat mir gut geschmeckt. Es gibt aber etwas, das ich gar nicht mag.“ Der zweifache Vater macht eine kurze Pause und verzieht leicht das Gesicht. Er macht es spannend. Und dann sagt er das Wort, bei dessen bloßem Klang vielen das Wasser im Mund zusammenläuft: „Spargel“.
„Was findet ihr daran? Der besteht doch nur aus Wasser!“, erklärt der Tansanier mit den leuchtenden Augen. Als wir erklären, dass Spargel in Niedersachsen die Delikatesse schlechthin ist, lacht er. Das kann er sich nun gar nicht vorstellen.
(c) Erschienen im Bersenbrücker Kreisblatt am 9. Juni 2011
Zwar nicht Tansania, aber auch ganz schön: indischer Gemüsebauer mit Maispflanzen.