Tohuwabohu im Kinderzimmer

Es ist Nachmittag. Mein vierjähriger Sohn spielt oben in seinem Zimmer mit einem Freund. Unten in der Küche sitzen dessen Mutter und ich, trinken ganz klischeehaft bei Regenwetter und Kerzenschein unseren Nachmittagskaffee, erzählen uns von unserem bisherigen Tag. Halbtagsmütter. Sie im Büro, ich am heimischen Schreibtisch. Ein Projekt, das nicht richtig zum Rollen kommt, ein Artikel, der noch nicht ganz rund ist …

Rumms. Na, das sind wohl die Jungs. Unser Fachwerkhaus ist nicht erstklassig isoliert, da hört man es schon mal rumpeln. Nach einer Weile gehen wir lieber doch mal nachschauen. Wir klopfen brav an, öffnen aber ohne die Antwort abzuwarten die Tür.

„Was ist denn das hier für ein Tohuwabohu!“, entfährt es mir. Bausteine, Autos, Bücher, … alles durcheinander. Kein guter Anblick für Ordnungsliebende.
Naja. Sie spielen eben schön … Tür zu. Wir Frauen gehen lieber wieder nach unten.

„Tohuwabohu“. Das muss man sich mal bitte laut auf der Zunge zergehen lassen: Was für ein schönes, geheimnisvoll klingendes Wort. Es bedeutet, dass etwas chaotisch ist, ein richtiges Durcheinander. Und woher stammt es?

Die Journalistin recherchiert. Der Begriff taucht in der Bibel auf, genauer: im Alten Testament, Genesis 1,1-2: „Bereshith bara elohim et hashamajim v’et ha’arez, v’ha’arez hajtah tohu vavohu […]“ Aha! Hebräisch also. Martin Luther übersetzte das einmal so: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer […]“ .

Wüst und leer? Da oben in der Kinderchaosbude sieht aber nix wüst und leer aus … einfach nur unordentlich. Wie dem auch sei: Wir hören es jedenfalls noch ein paarmal poltern und rumpeln. Die Jungs haben Spaß und wir hier unten mal unsere Ruhe. Gut so.


Möwen-Tohuwabohu. 🙂

2 Gedanken zu „Tohuwabohu im Kinderzimmer“

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