Zehn Momente, in denen ich gern die Zeit angehalten hätte

Dass die Jahre mit Kindern schneller zu vergehen scheinen, ist eine Erfahrung, die wohl alle Eltern machen. Ich wünsche mir manchmal, die Zeit einfach anhalten zu können. Ein paar dieser Augenblicke – es sind natürlich weit mehr als nur zehn – teile ich hier mit euch.

Nach der Geburt

Ich habe keine schlechte Erinnerung an die Geburten meiner Söhne, worüber ich bis heute sehr dankbar bin. Als mir unser erster Sohn nach der Austreibung von seinem Vater auf die Brust gelegt wurde, habe ich geweint (eigentlich habe ich richtiggehend geschluchzt …) – vor Freude, vor Rührung, Ergriffenheit … ein echtes Baby, aus mir heraus, unfassbar oder?

Und ja, ich war auch erleichtert, dass der Geburtsschmerz endlich vorbei war …

So oder so ähnlich war es auch beim zweiten Kind. Ich habe „nur“ zwei Kids, aber es ist immer ein Wunder, wenn ein kleiner Mensch das Licht der Welt erblickt. (Ich habe eine Freundin, die neun Kinder hat und die genau das bestätigen kann …)

Durchschneiden der Nabelschnur

In diese Kategorie fällt auch das Durchschneiden der Nabelschnur unseres zweiten Kindes: Der Papa musste sich nach dem Blasensprung ziemlich schnell um die Betreuung unseres älteren Sohnes kümmern und konnte bei der zweiten Geburt nicht dabei sein: Es ging einfach zu schnell. Nach dem Auspulsierenlassen der Nabelschnur griff ich also dieses Mal selbst zur Schere. Eine unglaubliche Erfahrung, mein wunderschönes Baby selbst von mir zu „trennen“. Und ich gestehe: Ich habe mir damit richtig Zeit gelassen und es richtig intensiv erleben können.
Übrigens: Dass der Papa dieses Mal nicht dabei war, hatte neben all der Aufregung auch etwas Schönes: Wir zwei, Baby K. und ich, konnten uns vollends aufeinander konzentrieren. Die Welt stand still – und mit ihr auch die Zeit.

Wenn das Baby an Deiner Brust einschläft

Dies ist eine Erinnerung, die ich hoffentlich noch lange werde abrufen können (einmal abgesehen davon, dass ich unseren Vierjährigen noch stille): Das Baby hat getrunken, es ist müde, die Augenlider werden schwer, es dockt von der Brust ab, sein Atem geht langsamer. Es ist ein Bild des Friedens und der Ruhe. Ein kleiner Tropfen Muttermilch läuft seinen Mundwinkel herunter. Das Kind schläft friedlich an der Brust – es ist selig, und Du bist es auch.

Die ersten Schritte

Wenn Baby beginnt zu laufen, hältst Du den Atem an. Wird er es schaffen, einen Fuß vor den anderen zu setzen … ? Er schafft es. Du bist stolz, aber er: noch viel mehr! Und dieses Strahlen in seinen Augen! Wieder hat er sich – und jetzt nicht mehr nur symbolisch – einen Schritt von Dir losgelöst …

Wenn sich die kleinen Händchen um mein Gesicht schmiegen

… und mir ein glockenhelles Jungenstimmchen herzhaft zuraunt: „Mama, ich habe Dich sooo lieb.“ Augen, die leuchten. Ein feuchter Schmatzer legt sich auf meine Lippen, große Kinderaugen strahlen mich an. Mein Gott, was für eine Liebeserklärung, die schönste der Welt. Keine Wort mehr.

Ich kann das allein!“

Ich erinnere mich noch genau daran. Eines Morgens, als es einmal besonders schnell gehen musste, durfte ich meinem Sohn die Schuhe nicht mehr anziehen. Da kam er plötzlich, der Satz: „Mama, ich kann das schon allein.“ Und da musste ich sie wirklich anhalten, alle Hektik – und die Zeit.

Wenn die Jungs sich unterhalten

Ich bereite das Abendessen vor. Die Kinder spielen im Wohnzimmer auf dem Teppich mit dem „kleinen Lego“. K. (vier Jahre) ist der blaue Ninja („Jay“, soviel Aufklärung muss sein), P. (sieben Jahre) spielt einen „Fiesewicht“, nämlich: Lord Garmadon („Mama, der ist nicht immer fies, aber meist.“). Irgendwann schweifen ihre Gedanken vom Spiel ab, und sie unterhalten sich plötzlich über den Kindergarten und die Schule. Die Themen: Freunde, Spiel und Spaß. Es sind Dinge, die sie gerade beschäftigen, Momente, die sie miteinander teilen. Und mir geht das Herz auf. Ich bin dankbar und froh für die beiden, dass sie sich so gut verstehen (ja, sie streiten auch) – und einander haben, Freunde sind. Lausche ich solchen Gesprächen, möchte ich alles um mich herum abschalten und ja: die Zeit anhalten.

Im gemeinsamen Spiel

Wenn wir alle „Mensch, ärgere Dich nicht!“ spielen, scheint die Zeit manchmal wirklich stehen zu bleiben. Konzentrierte Blicke, völlig versunken ins Gewürfle und Figurengesetze … „Seeeechs!“ brüllt der Vierjährige, und seine Augen leuchten triumphierend auf. Und dieses freudige Glucksen, das eigentlich nur noch durch das Gegacker beim Durchkitzeln getoppt werden kann.

Vor jedem neuen Geburtstag

… lasse ich das vergangene Jahr an mir vorüberziehen, erinnere mich an unsere gemeinsamen zwölf Monate. Und verabschiede mich von einem Alter, das mein Kind nie wieder haben wird …

Last, but not least: Wenn die Kinder schlafen

… beobachte ich sie natürlich besonders gern. Klar, welchem Papa oder welcher Mama geht das nicht so? Nicht, weil sie dann etwa hübscher anzusehen wären, sondern ganz einfach deshalb, weil sie still halten! Auf diese Weise kann ich die feinen Konturen ihrer Gesichtchen ausgiebig bewundern – und zwar so lange ich es will. Ausgeliefert! Harharhar. Die geschlossenen Augen so friedlich, so entspannt, so engelsgleich. Die Münder halb geöffnet, die pausigen Wangen so rosig. Ab und zu ein Seufzer der Zufriedenheit … Der Himmel auf Erden oder?

Hinweis: Dieser Text erschien erstmals im Online-Magazin Hallo:Eltern.

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