„Alles nervt!“ Diese Dinge und Situationen stören Mamas und Papas am Elternsein am meisten

Wer kennt sie nicht, die Tage, an denen man nur noch genervt ist – von sich selbst, von den Kindern – und vor allem vom Elternsein. Ich habe mich in den sozialen Medien einmal umgehört, was Vätern und Müttern in ihrem Alltag zu schaffen macht.

Ich beginne heute mal ganz spontan mit dem folgenden Statement eines Freundes, das eigentlich vielmehr eine willkürliche Aneinanderreihung von Gedanken ist: „Alles muss man hinterher tragen … Mann, ist das ein Muttersöhnchen … Sie hat schon wieder keine Lust mitzuhelfen … Sogar das Denken muss man ihm abnehmen … Ich muss um alles bitten, kritisieren und viel nerven … Aber Mist! Es sind ja meine Gene, und ich war nicht anders als meine Kids!“ Hermann, 69 Jahre alt, aus Oldenburg lacht herzhaft, nachdem das alles raus ist. Und ich lasse es einfach mal unkommentiert so stehen.

Die Erwartungen der anderen
Thomas ist Mitte 40 und fühlt sich als Vater, Ehemann, Sohn und Freund oft „zwischen den Fronten aufgerieben“. „Da sind so viele Erwartungen auf allen Seiten“, erzählt der Hamburger. „Ich persönlich fühle mich immer sehr erschöpft, wenn Termin auf Termin fällt und man dann um Verständnis bittet – das einfach nicht vorhanden ist.“ Welche konkrete Situation kann er da beispielhaft nennen? „Meine beiden großen Kinder sind Teenager und zur Zeit unglaublich unzufrieden und lustlos. Anstatt allein – und ohne mich! – zum Freund oder zum Training zu fahren, ziehen sie sich maulig aufs Zimmer zurück. Das ist deprimierend und macht den Alltag nicht leichter.“

Die Erwartungen an sich selbst
Auch Katrin aus Wardenburg kann vom Alltagsfrust ein Liedchen singen. Die 47-Jährige hat zwei Kinder, eine Teenie-Tochter und einen Drittklässler. „Gerade uns berufstätigen Müttern wird zu viel abverlangt – nicht nur von der Gesellschaft, der Verwandtschaft und dem Freundeskreis. Wir selbst fordern auch zu viel von uns. Mutter sein, alleinerziehend, selbstständig: Als würde das nicht schon reichen, soll ich noch die ‚perfekte‘ Hausfrau, Köchin, Taxifahrerin, Hausaufgabenhilfe, Managerin, Geliebte, Freundin und Streitschlichterin sein? An manchen Tagen gelingt das vielleicht in Ansätzen, aber an anderen geht es nach hinten los.“ Und was macht sie dann? „Ich habe zum Glück gute Freundinnen, mit denen ich reden, lachen und weinen kann. Das ist Gold wert. Insgesamt sollte es uns Mamas aber weniger wichtig sein, was andere über uns denken.“

Der ständige Vergleich
Was das anbelangt, so steckt auch der 41-jährige Thomas mitten in einem Lernprozess. „Ich muss nicht alle Wünsche erfüllen. Aber es fällt mir schwer zu akzeptieren, dass ich auch meinen eigenen Ansprüchen nicht immer genügen muss. Ich darf mich selbst nicht vergessen und brauche auch mal Zeit für mich.“ Daran müsse sich der Vater dreier Kinder immer wieder selbst erinnern. Und dann ist da noch eine andere Sache – nicht weniger brisant: „Die Konkurrenz zu anderen Eltern strengt mich an. Ich glaube schnell, ein schlechter Vater zu sein, weil ich nicht alles tue, was andere Eltern für ihre Kinder machen. Doch diese Eltern verlieren sich ja auch, wenn sie erschöpft sind und ihre Träume nicht verwirklichen. Wir müssen uns von den Erwartungen anderer freier machen.“

Die Vorurteile und Bewertungen
Anja aus Stralsund ist 44 Jahre alt und fühlt sich ebenfalls oft überfordert und müde. Die Mama eines 15-jährigen Sohnes mit Entwicklungsverzögerung, Epilepsie und frühkindlichem Autismus beklagt sich vor allem über die „Blicke der anderen“. Eine Meinung bilde sich der Mensch schnell, doch leider, ohne sie wirklich zu hinterfragen. „Die Leute denken, ich käme mit meinem Kind nicht klar, haben Vorurteile. Alle reden von Inklusion, doch es passiert viel zu wenig.“ Es müsse mehr und intensiver über Behinderung aufgeklärt werden. „Immer noch werden Gehandicapte seltsam angesehen. Es braucht offene Menschen, eine offene Sichtweise. Es gibt sie ja, die guten Seelen, die alles für ein Miteinander tun. Aber die sind rar gesät.“

Das veraltete Schulsystem
Betrübt zeigt sich auch Doreen aus Hamburg – aber sie vor allem über das hiesige Bildungssystem. „Schule ist zu einem System geworden, das systematisch die naturgegebene Freude der Kinder am Lernen erstickt. Alles ist veraltet: Die Ausbildung der Pädagogen, die Lehr- und Lernmethoden, Hausaufgaben, Noten … Meine vier Kids sind in der elften, neunten, siebten und zweiten Klasse und kommen immer häufiger gelangweilt und unmotiviert nach Hause. Vordenken ist nicht gefragt, nur Mitdenken und ‚Hinterherdenken‘. Und wir Eltern müssen das auffangen: den Frust, die Ängste, die Selbstzweifel. Und dann sollen wir noch mit Positivem aufwarten. Doch woher soll die Zuversicht kommen? Die jungen Leute sehen doch, wie wenig ihre Zukunft aktuell gerettet wird. Und doch sollen wir ihre Hoffnung nähren, sie zu Zukunftsgestaltern befähigen. Das ist eine Mammutaufgabe, doch wir Eltern stehen allein da.“ Was könnte man ihrer Meinung nach tun? „Schule muss überall stattfinden: raus aus den Gebäuden, rein in die Gesellschaft! Das komplette System muss geändert werden. Jugendliche sind so voller Ideen; lasst uns diese annehmen!“

Und auch das lasse ich jetzt einfach mal so stehen.
Unkommentiert.

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