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Geteilter Platz ist halber Platz? Vom „geteilten“ Kinderzimmer

Manchmal können Eltern ihren Kindern vor allem aus Platzgründen kein eigenes Zimmer ermöglichen. Und manchmal entscheiden sich Mama und Papa auch ganz bewusst für einen geteilten Raum, damit die Kleinen nicht allein sind und außerdem ein erstes Verständnis für das Soziale entwickeln, ein Miteinander erlernen.
Ich habe selbst erlebt, wie es ist, sich mit seinen Geschwistern ein Zimmer zu teilen, und auch meine beiden Jungs bekommen erst demnächst jeder ein eigenes Kinderzimmer. Ich meine: Es hat eben alles seine Vor- und Nachteile.

Das erste Zimmer: endlich allein
Ich erinnere mich noch ziemlich gut daran: Im Alter von vierzehn Jahren bekam ich mein erstes eigenes Zimmer im Erdgeschoss – eine kleine, ziemlich dunkle Bude mit hellbraunem Kokosfaserteppich, der meine Fußsohlen ordentlich massierte. Es kitzelte sagenhaft.
Mein „Reich“ war nicht besonders groß, vielleicht höchstens fünfzehn Quadratmeter, bot aber immerhin ausreichend Platz für mein schwarzpoliertes Klavier, einen Schreibtisch mit Drehstuhl, ein Bücherregal, ein zum Bett ausziehbares Sofa und eine Kommode für meine Klamotten. Ein eigenes Waschbecken war ebenfalls vorhanden, denn meine Eltern hatten ein ehemaliges Gästezimmer eigens zu meinem „Jugendzimmer“ umfunktioniert. Es fühlte sich gut an, darin zu verweilen.

Schnacken und schlafen im „Schwesternzimmer“
Die besten Erinnerungen jedoch habe ich an meine Zeit im geteilten Kinderzimmer: Als ich klein war, schliefen und spielten meine vier Jahre ältere Schwester und ich zusammen und oft auch zur gleichen Zeit in einem Raum – später dann teilte ich ihn mit der acht Jahre jüngeren Schwester. Es funktionierte – meistens – gut. Richtig toll fand ich unser Hochbett aus Holz (an dem zahlreiche Sticker klebten, ein Sammelsurium von Helden unserer Zeit). Was konnten wir hier abends noch schnacken oder zusammen lesen. Auch unser Tisch und die Zimmerecken waren ideale Stellen für Verstecke und selbstgebaute Höhlen.
Natürlich gab es auch bei uns Mädchen damals Momente, in denen sich jede von uns ihr eigenes Zimmer wünschte und das Teilen regelrecht verfluchte. („Raus!“ – „Nein, das ist auch mein Zimmer!“)


Meine Jungs teilen sich (noch) ein Kinderzimmer
Unsere beiden Söhne (fast fünf und fast acht Jahre alt) wohnen heute ebenfalls zusammen in einem Raum. Zum Glück ist der groß, hat einen riesigen Balkon, auf den gleich zwei Türen führen (jeder hat also seine eigene Tür, ihr wisst schon: wichtig!). Das Zusammentreffen der Dachschrägen markiert genau die Zimmermitte, die Raumtür befindet sich ebenfalls mittig. Außerdem steht – mitten im Raum – unser toller, fast drei Meter lange Nachbau eines us-amerikanischen Peterbuilt-Trucks aus Holz. Eine Augenweide für jeden, der das Zimmer betritt. Es ist eine Art Spielzeugschrank, in dem sich eine Menge Kram verstauen lässt – und der als Raumtrenner funktioniert.

Jeder nennt seine Hälfte dennoch „mein Zimmer“. Und besteht auch darauf. Es ist eigentlich alles in Ordnung so. Eigentlich? Siehe oben, die Geschichte wiederholt sich eben … Natürlich hören wir Eltern dann und wann: „Du darfst nicht in mein Zimmer!“. Und: „Dann darfst Du aber auch nicht in mein Zimmer!“ Ganz schön anstrengend kann das sein.
Aber wir haben Glück: Die Jungs haben einen Altersunterschied von knapp drei Jahren, verstehen sich richtig gut. Sie sind nicht einfach nur Brüder, sondern „echte Kumpels“. Wäre das nicht so, würden wir wahrscheinlich anders denken in Sachen geteiltes Kinderzimmer. Es kommt eben immer auch auf die Kids an.

Unser älteres Kind lässt allerdings ab und an durchblicken, dass er gern einmal allein wäre und die Tür hinter sich zumachen würde. Bisher klappt reicht ihm seine „Auszeit vom Bruder“ mit Kopfhörern: Er sitzt dann an seinem Kinderzimmertisch und schaltet offensichtlich komplett ab, malt, bastelt und ist versunken in die Welt der Detektive … Irgendwann ist die Zeit für ein eigenes Zimmer auch für ihn gekommen. Wir werden es bestimmt erleben – und sind darauf vorbereitet.

Hinweis: Dieser Text erschien im Juli 2021 erstmal im Online-Ratgeber „Hallo:Eltern“.

Auszeit! Wie sich Mamas Freiraum schaffen

Eltern und vor allem Mütter wissen: In all dem Alltagstrubel ist es verdammt schwer, sich eigene Freiräume zu schaffen, gleichbedeutend hier mit: Zeit ausschließlich mit sich selbst zu verbringen. Und dabei ist genau das aber doch so wichtig für unser Wohlbefinden und ja: Durchhaltevermögen als Mutter. Ich habe einmal in den sozialen Medien ein paar Mamas mit bis zu neun (!) Kindern gefragt, wie sie sich ein paar Momente, Stunden oder sogar mal ein Wochenende für sich freischaufeln – und vielleicht ist ja die eine oder andere Idee für Dich dabei.

„Viele Frauen lassen sich von der Gesellschaft in eine Rolle pressen und sind nicht (mehr) bei sich.“ Maren aus Oldenburg ist alleinerziehende Mama eines achtjährigen Sohnes – und weiß genau, wovon sie da spricht: „Viele Mütter finden im Alltag kaum eine Möglichkeit, in sich selbst hineinzufühlen, sich zu fragen: Was brauche ich, was benötige ich, um mich wie eine Frau zu fühlen?“ Trotz Job und Kind gönnt sich die 42-Jährige „den Luxus“, sich mit sich selbst „auseinanderzusetzen.“
In den verschiedenen sozialen Medien erhalte ich neben Marens noch einige weitere tolle Antworten auf meine Frage nach der persönlichen „Auszeit“. Viele sind es nicht (an dieser Stelle bitte den Stirnrunzel-Smiley einfügen) …

Sonja, 43 Jahre jung aus Osnabrück, hält es zur Zeit so: „Ich bin Langschläferin und stehe eine Stunde früher auf, um in Ruhe und alleine Kaffee zu trinken und zu frühstücken, bevor der Tag mich überrollt.“ Am Abend macht sie 15 Minuten lang Yoga, „zum Runterfahren und Ruhe finden – bevor ich mein dreijähriges Kind – und oft auch gleich mich selbst ins Bett bringe.“
Ach ja, die Müdigkeit. Auch so ein Stichwort, das der einen oder anderen Mami sicherlich bekannt vorkommen dürfte … Und einmal unter uns: Ich bin gefühlt dauermüde.

Weiter im Text: Die frühen Morgenstunden nutzt auch Anne, ebenfalls eine Frau Anfang 40, die mit Mann, Tochter und Tieren in einem kleinen Dorf bei Schwerin lebt. Die „Grünen“-Politikerin weiß aber auch: „Es ist nicht immer einfach, sich als Mama diese Freiräume zu schaffen; es erfordert tatsächlich ein gehöriges Maß an Disziplin.“
Disziplin … Jetzt muss ich an meine Zeteler Freundin Alexandra denken. Sie und ihr Mann haben sage und schreibe neun gemeinsame Kinder. Richtig gelesen: 9. Wie – um Himmels Willen – gelingt es ihr, einmal völlig allein zu sein? „Im Moment fahre ich einmal am Tag mit dem Rad – ganz allein. Naja, nicht ganz: Der Hund läuft nebenher.“ Gassi fahren quasi. Auch eine gute Idee. Auf diese Weise verbindet sie nämlich „Me-Time“ mit Bewegung.

Auch Nadine aus Oldenburg ist Sport wichtig. Die 40-jährige Mama dreier Mädels im Kindergarten- und Schulalter joggt morgens „oder auch mal abends, wenn die Kids im Bett sind – pure Qualitätszeit. Ruhe in der Bewegung sozusagen.“

Ina – ebenfalls aus der Huntestadt – ist 38 und hat einen ganz speziellen Weg, die Welt um sich herum regelrecht abzuschalten: „Meine Zweitklässlerin weiß: Setze ich meine Kopfhörer auf, brauche ich eine Pause.“ Freude und Entspannung bereitet ihr auch das „Diamond-Painting“: Aus kleinen, funkelnden Schmucksteinen fertigt Ina tolle Bilder und auch Sticker zum Verschenken – oder eben nur für sich selbst.
Alle bisher zu Wort gekommenen Mamas haben den Vorteil der eigenen vier Wände, einem Haus zum Leben für die gesamte Familie. Laura aus Berlin aber lebt mit ihrem Ehemann und den beiden Söhnchen in einer Berliner Altbauwohnung auf nicht einmal 70 Quadratmetern. Viel Raum für etwas „Alleinsamkeit“ ist da nicht vorhanden. Und dennoch gelingt es der Hauptstädterin, sich ihre eigene kleine Wellnessoase zu schaffen: „Ich dusche abends ganz in Ruhe, lange und ausgiebig, ich pflege mich, ohne gestört zu werden.“

Zu Wort meldet sich in einem sehr bekannten Netzwerk auch Isabel aus Westerstede, Mamas vierer Kinder. Sie macht zur Zeit sogar noch eine Umschulung zur Pflegefachkraft – der Vater der Kinder lebt nicht mehr bei den Fünfen. „Er kümmert sich aber toll, zum Glück läuft es gut zwischen uns – trotz allem. Ohne den Papa wäre das alles nicht denkbar.“ Ihre „Me-Time“ nutzt Isabel sehr unterschiedlich: „Mal gehe ich ohne die Kids mit Freunden spazieren oder treffe jemanden auf einen Kaffee. Ich mache spontan das, wonach mir eben dann der Sinn steht.“ Ich bewundere sie zunächst heimlich. Und jetzt ganz öffentlich.

Hamburgerin Doreen ist 47 Jahre alt und ebenfalls Mutter vierer Kinder. Auch sie stößt oft an ihre persönlichen Grenzen: „Mit Familie, Job und Haushalt bin ich mehr als voll beschäftigt. Blicke ich auf die vergangenen 16 Jahre Mutterschaft zurück, in denen ich mehr als acht Jahre stillte, dann war da wirklich wenig Zeit für mich allein.“ Ich fühle den Stolz zwischen den Zeilen, die sie mir dann noch schreibt: „Inzwischen ist das anders: Seit Sommer 2018 erfülle ich mir einen Kindheitstraum – und mache Karate.“ Cool oder?
Wir Mamas brauchen definitiv Zeit für uns. Qualität und Quantität variieren von Mutti zu Mutter – das ist schon mal klar. Aber: Zeit müssen wir uns nehmen – und gegebenenfalls darauf bestehen.

Kurz und richtig gut: Hammer-Mamas wir sind. Syntax? So gewollt: Meister Yoda würde es genau so ausdrücken. Und recht hätte er.

„Du nicht!“ Von Geschwisterstreitereien

An alle da draußen mit mindestens zwei Kindern: Kennt ihr das auch? Es gibt Tage, an denen gehen eure Geschwisterzwerge durch Dick und Dünn, spielen harmonisch und tief versunken in ihr Abenteuer miteinander – ein Bild für die Elterngötter.

Und dann – oh weh! Dann wiederum gibt es diese Zeiten, in denen sie streiten. Das reimt sich jetzt nicht nur, es ist generell unheimlich anstrengend und kräftezehrend, das als Erwachsene(r) möglichst gelassen durchzustehen.

Heute muss es unbedingt Grün sein

„Jetzt bin ich aber dran mit dem grünen Glas!“ P. runzelt die Stirn und schaut mich richtig verärgert an. „Gestern hatte es K., jetzt krieg ich das mal!“ Dies ist nur eine von gefühlt hunderttausenden Kabbelei-Szenen am Tag – vom Morgen bis zum Abend.

Wer bekommt welches Trinkgefäß? In welchem ist mehr Inhalt? Haben beide auch haargenau die gleiche Anzahl an Apfelschnitzen? (Und wehe, einer hat einen größeren …)

Oder die gleiche Anzahl an Gummibärchen in den gleichen Farben? („Mamaaa, P. hat einen roten mehr, ich will auch noch einen davon!“) Manchmal ist das wahrlich zum Haareraufen. (Vor allem dann, wenn noch Beschwerden hinzukommen wie: „Iiih, nee, der ist auf den Boden gefallen! Den mag ich nicht mehr!“)

Da ist ein gehöriges Maß an Gelassenheit gefragt – die ich aber nicht immer vorweisen kann.

„Ordnung und Dissssziplin“

Weiter geht es mit Fragen wie: Wer ist zuerst mit dem morgendlichen oder abendlichen Umziehen dran? Wer bekommt als Erster die Zähne geputzt? Bei uns muss alles „seine Ordnung“ haben.

P. zitiert da gern die Kinderbuchfigur Käpt’n Sharky: „Bei uns herrschen Ordnung und Dissssziplin!“ Und immer, wenn er das sagt, muss ich lachen; es klingt einfach zu süß.

Süß ist aber nicht, wenn einmal irgendetwas durcheinanderkommt. „Du nicht! Ich bin jetzt dran!“ Einer läuft mindestens zweimal am Tag (zugegeben, das ist stark untertrieben) schreiend oder heulend durch die Gegend, wenn er sich mal wieder ungerecht behandelt oder gar ungeliebt fühlt. What a drama.

Liebe, Anerkennung und Streicheleinheiten

Ich versuche, mich an meine eigene Kindheit zu erinnern: Ich war acht Jahre alt, als meine jüngere Schwester geboren wurde. Eigentlich ist dies ein Alter, in dem ein Kind schon viel Verständnis für so ein Baby aufbringen kann. Aber ach! Was war das schrecklich. Dieses haarlose Wesen an der Mutterbrust und überhaupt immer an ihr dran. Ich wollte auch mal auf den Arm!

Stattdessen: Meine Mama, die nur noch herumlief, um Geschrei abzumildern oder stinkende Windeln zu wechseln.

Und ich? War irgendwie in den Hintergrund gerückt. Aber: Ich habe noch eine ältere Schwester, und auch für die musste ich oft zurückstecken. So empfand ich es damals jedenfalls. (Dass meine Mutter ihr Allerallerbestes für uns alle gab, weiß ich heute natürlich anders und besser zu schätzen. Danke, Mama.).

Und haben wir als Kinder mit Geschwistern nicht immer dieses Gefühl? Vom Unwichtiger-als-der-oder-die-andere-sein? Und mal ehrlich: Haben wir es als Erwachsene im Alltag denn wirklich so gar nicht mehr? Brauchen wir Großen nicht immer wieder auch ein Maß an Bestätigung, an Anerkennung, an Liebe und Streicheleinheiten? Umso wichtiger ist Verständnis. Sich-Einfühlen.

„Der Klügere gibt nach?“ Lieber nicht.

Was ich mir in meinem persönlichen „Doppelmamasein“ schnell abgewöhnte: Schiedsrichterin sein zu wollen – und Sätze zu sagen wie „Der Klügere gibt nach“. Da sind heftigere Streitereien und Rivalitäten doch doppelt vorprogrammiert, oder? Man überlege sich einmal, wie parteiisch so etwas anmutet: „Du bist doch älter als er, gib doch einfach mal nach!“

Stattdessen versuche ich, die Jungs noch in meiner eigenen Ungeduld und Genervtheit möglichst empathisch zu fragen:

„Was können wir denn tun, damit es allen wieder besser geht und wir alle bitte wieder zufrieden sind?“

Lösungen müssen her, nicht noch mehr Stress. Meiner Erfahrung nach führt es sogar zu einem größeren Zusammenhalt unter unseren beiden Strolchen. Aber: Wir sind alle Menschen, und ganz klar: Das Ruhigbleiben gelingt eben nicht immer.

„Nein! Erst kommt er dran, dann ich!“

Es ist Abend. Die Kids werden für die Nacht vorbereitet. Ich möchte eben noch duschen, der Papa ist dran mit Umkleiden und co. „Nein, Papi, K. ist doch abends zuerst!“

Fragt der Vater dann mal nach einer „Ausnahme“ und möchte statt des Älteren den Jüngeren zuerst umgezogen wissen, weil dieser noch so in ein Spiel versunken ist, gibt es auch da ein kleines Drama.

„Das machen wir immer so. Ich wäre sauer an K.s Stelle.“

Aha. Da haben wir es wieder: Ordnung und Disziplin eben. Und … Einfühlen! Alles also ein wichtiger Lernprozess – eben auch das Streiten.