Eine milde Gabe…

Nicht nur mit den Finanzen, sondern ganz im allgemeinen geht es mit der Wirtschaft hierzulande den Bach runter. Von „Rettungspaketen“ ist an allen Enden und Ecken die Rede. So werden sie tagtäglich geschnürt, mal lockerer – mal fester. Für marode Banken und Konzerne. So erhält auch Opel nun finanzielle Unterstützung von Angela Merkel – und das, obwohl (oder gerade weil?) das Unternehmen so unattraktive Autos produziert. Und hässliche Autos kauft eben keiner…;-)

Man darf gespannt sein, welche die nächste Branche sein wird, der unter die Arme gegriffen wird. Landwirte und Milchbauern werden es mit Sicherheit nicht sein. Ganz zu schweigen von den Ottos und Ernas Normalverbraucher. Sie zahlen weiterhin horrende Steuern, die manchmal bis an die Hälfte des Bruttogehalts reichen. Als Schwester oder Bruder darf man inzwischen nicht einmal mehr ohne Einschränkungen erben (vielleicht sollte man ja doch in Erwägung ziehen, nach Österreich auszuwandern…).

Man leistet monatlich hohe Krankenkassenbeiträge und toleriert ja auch sonst so Einiges. Doch Pakete kriegt man noch lange nicht. Nicht einmal winzige Päckchen. Und geschnürt wird auch nur der eigene Gürtel – nämlich immer enger. Und wer soll sich da schon noch ein Auto/einen Opel leisten können? (Wer kauft schon ein hässliches und zudem noch teures Auto?)

Vielleicht sollte ich bei der Bundeskanzlerin auch um staatliche Unterstützung bitten. Oder besser noch: Sie kann mich ja als Erbin einsetzen. Ach halt, da war doch was: Das geht ja nicht, da ich weder ihre Mutter noch ihre Tochter bin. Das würde mich teuer zu stehen kommen… Aber ich könnte mich ja von Angela adoptieren lassen. Ja, das ginge.

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Nachtrag: Als jonet-Leserin verfolge ich täglich Mailverkehre zwischen Journalisten. Auch hier macht man sich Gedanken zu obigem Thema. Einer schrieb sogar einen Brief an unsere Bundeskanzlerin und hatte damit eine ähnliche Idee wie ich. 😉

Sehr geehrte Frau Dr. Merkel,
wie ich den Medien entnehmen konnte, haben Sie sich dazu entschlossen, Teilen der deutschen Automobilindustrie finanziell unter die Arme zu greifen. Das sind lobenswerte Absichten. Die Arbeitnehmer der Firma Opel werden es Ihnen danken. Natürlich auch die Aktionäre, die nun nicht mehr so stark um ihre Pfründe bangen müssen.
Ebenso konnte ich den Medien entnehmen, dass ihr Kollege Steinbrück beabsichtigt, neue Fahrzeuge von der Kraftfahrzeugsteuer für einen gewissen Zeitraum zu befreien.
Ganze Heerscharen des deutschen Volkes sind Ihnen und Herrn Steinbrück zu außerordentlichen Dank verpflichte. Das meine ich ehrlich. Schließlich stehen erst im nächsten Jahr Bundestagswahlen an, bei denen Sie in gewissem Maße auf eine positive Reaktion in Form von Stimmen rechnen können.
Erlauben Sie mir bitte, in diesem Zusammenhang auch auf meine eigene finanzielle Situation hinzuweisen. Die Honorare fließen seit einiger Zeit spärlicher und die Lage kann man als kritisch bezeichnen.
Würden Sie bitte prüfen, ob und unter welchen Umständen es möglich ist, auch mir einen kleinen Obolus zuzuweisen? Ich bin ein bescheidener Mensch und benötige nur ein vergleichsweise geringes Sümmchen. 5.000 € würden fürs Erste reichen. Oder schauen Sie besser nach, ob besagter Obolus nicht auf 7.000 € aufgestockt werden kann. Dann hätte ich eine Sorge weniger und könnte meine Erbtante mit einem kleinen Weihnachtsgeschenk erfreuen. Das wäre sicher kein schlechtes Investment. Die Erbtante steht bereits in ihrem 90. Lebensjahr. Im Falle ihres Ablebens würde ich mich selbstverständlich bei Ihrer Partei  revanchieren. Das ist doch Ehrensache. Eine Hand wäscht die andere, sind für mich keine leeren Worte.
Aber ich will die ganze Angelegenheit nicht an einen bestimmten Betrag festmachen. Schauen Sie einfach nach, welche Summe Sie für einen kleinen Journalisten erübrigen können und überweisen Sie diese auf mein Konto 2622801 bei der Hypovereinsbank Hamburg, BLZ 200 300 00. Notfalls kann ich auch mit einem Scheck leben. Aber bitte mit keinem Scheck dieser windigen Banken, die mit Lehman Brothers Geschäfte gemacht haben.
Ich bitte um wohlwollende Prüfung meines Anliegens. Bitte grüßen Sie auch Norbert Blüm ganz herzlich von mir. Ich kenne ihn noch aus meiner Studentenzeit, als ich gemeinsam mit ihm bei Opel am Fließband gestanden habe.
Mit freundlichen Grüßen

Höhenflug II

Endlich bin ich dazu gekommen, meine Festplatten zu durchstöbern und zahlreiche Fotos zu sortieren. Dabei bin ich auf Bilder gestoßen, die einen Sommernachmittag über der Müritz und deren Umland festhalten.

Über den Wolken: Klick auf das Foto öffnet die Fotogalerie.

Für alle, die sie noch nicht kennen, hier nochmal der Verweis auf meine Geschichte „HÖHENFLUG„. Nachdem aller Anfang schwer war, habe ich mich inzwischen zu einer richtigen Fliegerin entwickelt. 😉

Block-Satz

Anfang des Jahres habe ich mit einer Kurzgeschichte an einem nationalen Schreibwettbewerb zum Thema “Großstadt” teilgenommen. Diverse Beiträge sollten dabei zu einer Anthologie verarbeitet werden. Diese ist kürzlich erschienen – mitsamt meiner Geschichte und thematisch passenden Fotos.




Produktbeschreibung vom Herausgeber:
Block-Satz – An der belebten Kreuzung der Großstadt stehen die Autos – große, kleine, alte, neue –, ihre Insassen bleiben schemenhaft, sind wieder weg, wenn die Autos losfahren, sind kein Bestandteil des Lebens, weil man sie nicht kennt, sind doch Bestandteil des Lebens, weil sie eben jene Großstadt bilden, in der man lebt. Die Klischeeliste zum Wort „Großstadt“ ist lang und enthält Ausdrücke wie “Anonymität”, “Hektik”, “Schmutz”, “Nachtleben”, “Hochhäuser”, “Ghetto”. Und doch: die Großstadt ist liebenswert, belebenswert, beschreibenswert. In diesem Sammelband beschreiben 47 Autorinnen, Autoren und Fotografinnen die Großstadt; sie tun dies in Gedichten, Kurzgeschichten und Fotos. …

In meiner Kurzgeschichte geht es um einen fiktiven Spaziergang durch mein Berlin. Ich akzentuiere das Wort mein deshalb, weil es meine individuelle Sicht auf die Metropole abbildet. Ich beschreibe meinen Nachhauseweg von meinem Arbeitsplatz in Berlin-Mitte zu dem Stadtteil, in dem ich lebe. Der Beitrag trägt den Titel Berlin, syntehtische Musik und ich.

Warum weinen Frauen?

Neigen Frauen eher zum Weinen als Männer? Zu diesem Thema an dieser Stelle eine Geschichte aus Arabien, die ich im Internet gefunden habe.


Ein kleines nicaraguanisches Mädchen weint. – Foto (c) Anja Polaszewski

Ein kleiner Junge fragte seine Mutter: „Warum weinst du?“
„Weil ich eine Frau bin,“ erzählte sie ihm.
„Das versteh ich nicht,“ sagte er.
Seine Mama umarmte ihn nur und sagte:
„Und das wirst du auch niemals.“

Später fragte der kleine Junge seinen Vater:
„Warum weint Mutter scheinbar ohne einen Grund?“
„Alle Frauen weinen ohne Grund“, war alles, was sein Vater sagen konnte.

Der kleine Junge wuchs heran, wurde ein Mann und fragte sich immer noch, warum Frauen weinen. Endlich rief er Allah an, fragte ihn:
„Allah, warum weinen Frauen so leicht?“

Allah sagte: „Als ich die Frau machte, musste sie etwas Besonderes sein. Ich machte ihre Schultern stark genug, um die Last der Welt zu tragen, doch sanft genug, um Trost zu spenden. Ich gab ihr eine innere Kraft, um sowohl Geburten zu ertragen, wie die Zurückweisungen, die sie von ihren Kindern erfährt. Ich gab ihr eine Härte, die ihr erlaubt weiterzumachen, wenn alle Anderen aufgeben und ihre Familie in Zeiten von Krankheit und Erschöpfung zu versorgen, ohne sich zu beklagen.

Ich gab ihr Gefühlstiefe, mit der sie ihre Kinder immer und unter allen Umständen liebt, sogar wenn ihr Kind sie sehr schlimm verletzt hat. Ich gab ihr Kraft, ihren Mann mit seinen Fehlern zu ertragen und machte sie aus seiner Rippe, damit sie sein Herz beschützt. Ich gab ihr Weisheit, damit sie weiß, dass ein guter Ehemann niemals seine Frau verletzt, aber manchmal ihre Stärke und ihre Entschlossenheit testet, unerschütterlich zu ihm zu stehen.

Und zum Schluss gab ich ihr eine Träne zum Vergießen. Die ist ausschließlich für sie, damit sie davon Gebrauch macht, wann immer es nötig ist. Siehst du: Die Schönheit der Frau ist nicht in der Kleidung, die sie trägt, die Figur, die sie hat oder in der Art, wie sie die Haare trägt. Die Schönheit einer Frau muss in ihren Augen erkannt werden, weil sie das Tor zu ihrem Herzen sind – der Ort, an dem Liebe wohnt…“

Und – weil es so schön war – an dieser Stelle noch ein amerikanisches Sprichwort zum Nachdenken. „Männer sind stark, aber zerbrechlich. Frauen sind weich, aber zäh.“

Wir ergänzen uns eben doch – Männer und Frauen.

Coldplay, Fairplay, Hotplay

Eine Stunde noch. Bei meiner Schwester – zugegeben, auch bei mir – macht sich helle Aufregung breit. Wir sind auf dem Weg zum Ostbahnhof, genauer gesagt zur neuen O2 World-Arena in dessen Nähe. Dort werden wir uns dem musikalischen Genie von Coldplay hingeben.

Blick von der O2 World-Arena
Blick von der O2 World-Arena – Foto (c) Anna-Maria Polaszewski

Die S-Bahn ist rappelvoll mit Jungen und Junggebliebenen. Sie ziehen Bier- und Schweißgeruch mit sich, als sie in Scharen durch die Türen strömen. Der Unterschied zu Fußballfans: Sie grölen keine Fußballlieder. Dafür aber – völlig disharmonisch – die Lyrics von Coldplay.

Ein paar von ihnen tragen T-Shirts der Stars, die sie später live sehen werden. Einige Mädchen haben sich Unmengen an Glitzer in die Haare und Schminke ins Gesicht geschmiert. Augenscheinlich wollen sie gesehen werden. Hier fallen sie tatsächlich auf. Doch in der Masse vor der Band werden sie aller Voraussicht nach untergehen. Ich unterdrücke in hämisches Grinsen. Schadenfreude ist das nicht. Naja, doch. Vielleicht ein bisschen.

Geschafft. Am Ziel angekommen. Das Spreeufer. Dann stehen wir auch schon in der total ausverkauften Arena. Stehplätze. Warten. Es ist bereits sehr voll. Und es wird noch voller. Da wir in etwa ahnen, was uns hier erwartet, macht das Gedränge uns nichts aus. Ein aufgetakeltes Groupie versucht, mit ihrem eher schüchtern wirkenden Begleiter an uns vorbeizuziehen. Uns weht eine Fahne billigen Parfums um die Ohren. Okay, vielleicht macht es uns doch etwas aus.

Das aufgehübschte Teenie-Mädel drängelt stärker. Auch dann noch, als ich versuche, sie wieder wegzuschieben. „Geht’s noch?“, sage ich – zugegeben etwas prollig – als sie versucht, mich wegzuschubsen. Ihre Antwort lässt ein paar Sekunden auf sich warten. Sie glotzt mich an und gibt mir ein unkreatives „Nein!“ zurück. Ja, das sehe ich. Und genau das gebe ich ihr in nicht allzu unfreundlichen Worten zu verstehen. Sie schaut mich geradezu hasserfüllt an – und kommt zum Stehen. Na also, es geht doch.
Meine Schwester kichert.

Wo die Aufgedonnerte die Kunst des Drängelns hervorragend beherrscht, ist ihr Begleiter umso verhaltener. Er schaut mich an, geht zögerlich weiter, bleibt aber links von mir stehen. Wahrscheinlich sieht er meinen drohenden Blick aus zusammengekniffenen Augen. „Siehst Du noch was?“, fragt er mit vibrierender Stimme. Mein Blick scheint tatsächlich sehr finster zu sein. Ich teste noch ein bisschen weiter. „Neeee!“ lautet meine Antwort. Er rückt noch ein Stück zur Seite. In Ordnung, das reicht. Ich will kein Unmensch sein.
Meine Schwester kichert noch einmal.

Die Vorband ist recht gut, aber nichts im Vergleich zu dem, was wir danach erleben dürfen. Das Schwesterlein zupft leicht, aber ungeduldig an einer Strähne des jetzt nicht mehr drängelnden Groupies (das sich umdreht und Blicke wie Pfeile in Richtung Schwester schießt), als es dann auch schon losgeht: Coldplay betritt die Bühne.

Viva!

Foto (c) Anna-Maria Polaszewski

Chris Martin haucht zu Beginn der Show ein paar zarte, aber dafür korrekte Worte in Deutsch über das Publikum hinweg. Die Girlies (ja, und auch die Boys) schmelzen dahin. Bei „In my Place“ schunkelt die Menge andächtig mit (es fehlen im Grunde nur noch die Feuerzeuge mit Coldplaymotiven), bei „Yelllow“ weinen ein paar Mädchen und Jungs und liegen sich in den Armen. Bei „Viva la Vida“ – gerade erst frisch in den Charts – lässt Coldplay tausende Papierschmetterlinge fliegen. Einen erwische ich gerade so – und schenke ihn meiner Schwester. Sie sieht glücklich aus.

‚Von wegen Coldplay!‘, denke ich mir. HOTplay müssten sie sich ja wohl nennen, die Jungs. Sie haben eine wirklich heiße Show hingelegt.

Mein Leben mit Söhnen