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Nass bis auf die Haut …

… stehe ich an dieser Ampel, die einfach nicht grün werden will. Die Autofahrer nehmen – natürlich – keine Rücksicht auf so eine arme Fußgängerin, wie ich gerade eine bin. Platsch, spritz. Wieder was abgekriegt. Und das, obwohl ich extra noch einen Meter zurückgewichen bin. Sauerei! Ich will doch bloß über die Straße!

Da! Es hat aufgehört zu regnen! Fühle ich. Aber meine Augen zeigen ganz klar: Regentropfen, die nach wie vor auf mich niederprasseln müssten. Wah, da ist ein Schirm! Direkt über mir! Ich schaue nach links, und da steht sie: meine Rettung.
Eine alte Frau lächelt mich an. „Sind zwar schon so naß, müssen aber nich noch nasser werden, wa?“ Und lacht. Was das Zeug hält. Laut. Die Leute gucken abwechselnd sie, dann mich, dann wieder sie an.

Sie ist sehr klein. Ich muss mich regelrecht zusammenziehen, damit ich weiterhin unter den Schirm passe. Ich bücke mich und gehe mit ihr über die Straße. „So ein Sauwetter“, höre ich mich sagen. Und erwarte ordnungsgemäße Zustimmung von ihr. „Aaach watt!“, sagt sie dann aber wider mein Erwarten. „Det muss ja ooch allet irgendwohin. Det Pack da oben freut sich ooch, wennet trockner is.“ Ja dann …

„Jehn’se ooch zur Straßenbahn?“ Ja, glücklicherweise oder auch unglücklicherweise: zum einen bedeutet das, dass ich nicht nass werde; auf der anderen Seite jedoch fühle ich meinen schmerzenden Rücken – vom Bücken. Doch ich komme gar nicht richtig zu, mir Sorgen oder was auch immer zu machen, denn schon sind wir an der Haltestelle angelangt.
Da löst sie sich auch schon abrupt von mir. „Na denn, kommse man gut nach Hause, ick hab nochn bisschen Weg vor mir.“ Weg vor mir? Ich denke spontan: weg von mir. Und fühle mich plötzlich fast ein bisschen einsam. Menschen kommen – und Menschen gehen wieder.
Und das ist ja auch nichts, was mir neu wäre.