Mamaaaa, mir ist langweilig!“

Bei diesem Satz schlage ich Alarm: Ich bin freiberuflich tätig, kümmere mich um Haus und Hof – und bin oft mit meinen beiden Kindern allein. Die sich eben auch schon mal langweilen. Kurz: Manchmal fühle ich mich ziemlich unter Druck.

Langeweile muss sein

… Und dabei könnte ich mich doch eigentlich „entspannen“, nicht wahr? Hä? Genau, denn wir wissen ja: Langeweile ist sogar wichtig für die Kleinen, um nämlich kreativ zu werden und ganz eigene Ideen zu entwickeln. Und was mache ich als berufstätige Mutter nun mit diesem zugegeben guten, psychologischen Wissen an „schwierigen“ und turbulenten Tagen?

Spielzeug in Massen – und trotzdem alles „öde“?

Meine neun und sechs Jahre alten Söhne haben seit unserem Umzug an den Stadtrand vor etwas über einem Jahr je ihr eigenes Zimmer – voll mit Bausteinen, Dinosaurier- und Abenteuer-Welten, Autos und Flugzeugen jeder Art sowie Büchern. Und wir haben einen Garten, in dem sich ein Baumhaus, ein Trampolin und sogar ein „Geodome“ befinden – ihr wisst schon: so ein cooles, kuppelartiges Klettergerät mit Griffen. Außerdem haben die Kinder Roller und auch sonst Räder jeder Art. Sogar ein holländisches Gokart (was hätte ich als Mädchen dafür gegeben)! Aber ihr ahnt sicher schon, was jetzt kommt: Meine Kinder laaaangweilen sich sooo!

„Mama, was soll ich jetzt machen?“

Mein Sechsjähriger steht neben mir. Er wird nach dem Sommer in die erste Klasse gehen. Der Abschied vom Kindergarten liegt jetzt eine Weile zurück, die Schule ruft. Ich ahne, wie sich der Kleine fühlt: Etwas Neues wird kommen, die Gedanken und Bedenken wirbeln in seinem Köpfchen herum, wenn er einmal nicht abgelenkt ist. Große Worte macht er allerdings nicht darum: Er sagt, er freut sich „ein bisschen“, vor allem auf die Schultüte und seine Feier zur Einschulung. Klar. K. wird die gleiche Grundschule besuchen wie sein Bruder P., dem mittlerweile schon die vierte Klasse bevorsteht. Alles sehr aufregend – für alle Beteiligten. Wie dem auch sei: Langeweile ist angesagt.

Spannende Beschäftigung – und danach der „Leerlauf“

Rekapitulieren wir mal: Was haben wir bisher in den Sommerferien alles gemacht? Wir waren bei den Großeltern auf der größten Insel Deutschlands: Rügen! Wir badeten im Bodden, kletterten an der Steilküste herum, besuchten Freizeiteinrichtungen und so weiter. Und wir waren beim anderen Opa in der schönen Hansestadt – und meinem Geburtsort – Stralsund, schipperten gemeinsam zur autofreien Öko-Insel Hiddensee.

Zusammengefasst waren das ziemlich viele Tage voller Meer, Sonne, Sand und noch mehr Meer. Es war wirklich toll. (Weil der Papa der Jungs allerdings sein eigenes „Ding“ mit einem Freund machte, eine Motorradtour durch Deutschland und Tschechien nämlich, ist Mama jetzt besonders reif für den Urlaub … Aber ich will mich nicht „beklagen“. Naja zugegeben: vielleicht doch ein klein wenig. Muss ja auch mal sein.)

Langeweile schafft Kreativität

Und was machen meine Kinder nun? Herumnölen und meckern: „Was sollen wir jetzt machen?“ Und ich bin mir sicher: Ich bin damit nicht allein, habe ich recht oder habe ich etwa … recht? Und ja: Kinder brauchen „nicht organisierte“ Freizeit und eben auch „Langeweile“ für ihre Entwicklung.

Was also mache ich, wenn ich das Gefühl habe, „nicht mehr zu wollen und nicht mehr zu können“? Ich versuche, erst einmal cool zu bleiben und das Genöle zu „ignorieren“, es auszuhalten. Ich kann dann auch zu ein paar Spielideen anregen. Aber ich behalte im Hinterkopf, dass ich doch sehr viel gebe und angemessen oft mit meinen Kindern spiele. Sie erfahren ausreichend Zuwendung, das mache ich mir klar. Aber ich brauche jetzt Zeit für mich. Oder ich möchte jetzt arbeiten. Deshalb setze ich mich (okay, meistens jedenfalls …) durch.

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Ich bin keine Entertainerin

Wichtig ist für mich die Erkenntnis, dass ich keine Entertainerin bin – jedenfalls nicht mehr. Denn meine Jungs sind jetzt in einem Alter, in dem sie sich auch mal – und auch mal etwas länger – alleine beschäftigen können und sollen. Meine Beobachtung bisher: Haben sie es erst mal geschafft, sich selbst aus ihrer Langeweile zu befreien, können sie es immer wieder – uns besser. Und sie sind ziemlich stolz auf sich selbst, werden selbstbewusster.

Gedanke zum Abschluss? Uns Eltern fällt es schwer, dem Unmut unserer Kinder standzuhalten, und wir neigen dann dazu, als Spielkameraden einzuspringen – vielleicht auch deshalb, weil wir uns an langweilige Nachmittage aus unserer eigenen Kindheit erinnern.

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