Vom Tuten und Blasen

Nein, dies ist kein erotischer Beitrag. Sehr wohl aber ein sprachwissenschaftlicher. Und das ist ja auch nicht schlecht. Ich ärgere mich gerade über jemanden, der vom Tuten und Blasen keine Ahnung hat. Mann, könnte ich mich über den aufregen! Mache ich aber nicht, denn das bringt ja nichts – außer vielleicht dem Verlust zahlreicher wichtiger Nerven. Nein, da beschäftige ich mich doch lieber mit Sprache und gehe diesem Spruch mal auf die Spur. Vom Tuten und Blasen keine Ahnung haben.

Wir haben es schon erfahren: Viele Phrasen und Wendungen gehen bis weit ins Mittelalter zurück – so auch diese. Wir wissen auch, dass es im Mittelalter keine Alarmanlagen oder ähnliche Warnsysteme gab. Auch eine 110 in Tastenform auf dem Handy nicht. Was – oder wen – es aber sehr wohl gab, waren Nachtwächter, die nachts durch die Straßen patrouillierten und für Ruhe und Ordnung sorgten. Musste jemand vor etwas gewarnt werden, blies der diensthabende Nachtwächter in sein Horn. Irgendwie muss man sich ja bemerkbar machen.

Eine ehrenvolle Aufgabe? Sollte man meinen. Aber Nachtwächter zu sein, war zu dieser Zeit nicht besonders hoch angesehen. In den Augen der Menschen gehörte nicht viel zu diesem Beruf: umherlaufen und ins Horn blasen, das konnte schließlich jeder. Und wer nicht einmal dazu fähig war, der galt als ganz besonders dumm, der hatte eben vom Tuten und Blasen keine Ahnung.
So ist das bis heute geblieben.

Jetzt geht es mir schon viel besser. Sprache hilft bei Unmut meist.
Ich wünsche allen ein erholsames Wochenende!

Haben Ahnung vom Tuten und Blasen: Musiker bei der Probe

12 Gedanken zu „Vom Tuten und Blasen“

  1. Schöne Recherche wieder einmal. Wobei es leider auch heute noch viel zu viele Menschen gibt, die sich wohl nicht einmal als nachtwächter eignen würden. Ich frage mich, welchen Berfuf man heute statt dem Nachtwächter als Beispiel nehmen würde.
    Gruß
    Fulano

  2. Ja, anstatt sich bei Ärger mit dem Ärger, sich lieber mit interessanten Dingen, z.B. mit Sprache zu beschäftigen, lässt oft wieder die Sonne über der Laune aufgehen. So wie hier in diesem schönen Beitrag… vielen Dank dafür!
    Liebe Grüsse von Rosie

  3. Liebe Coralia,
    mal wieder herrlich deine Recherche zu der Redewendung. Besonders schön finde ich, dass auch dir die Sprache bei Unmut hilft. Mir geht es auch immer besser, wenn ich etwas geschrieben habe …
    Liebe Grüße zu dir
    Iris

  4. Wer von Tuten und Blasen keine Ahnung hat, kann leicht mit Pauken und Trompeten untergehen 🙂
    @Matthias: Angeblich kommt die Redensart daher, dass Schneider – wenn Rechnungen noch nicht beglichen waren – auch mal zu Kunden nach Hause gingen und das Geld einforderten …

  5. Hallo Coralita, die drei auf dem Foto scheinen ja vom letzten Teil der Redewendung Ahnung zu haben, denn sonst täte es in den Ohren weh.
    Wenn es mal für mich mit „nachtwächterlicher Dummheit“ zu krass kommt, sage ich immer: „Zu bl…, einen Wassereimer umzustoßen, der schon schräg steht.“ – Ich glaube dass ist noch eine gewaltige Steigerung deines Begriffs.
    Schönes WE wünscht Clara

  6. Hey Coralita,

    „Sprache hilft bei Unmut meist.“ Ja, erstaunlich, so geht es mir ebenso oft.

    Apropos, letztens suchte ich nach dem Urpsrung von „Herein, wenn es kein Schneider ist“… das ist auch interessant. 🙂

  7. Liebe Coralita,
    wie wahr, „Sprache hilft“ bei Unmut meist … bloß nicht aufregen, denn das bringt wirklich rein gar nix … was ein Glück, dass es dir jetzt wieder besser geht, da hast du dir vernünftig Luft gemacht … ich wünsche dir ein fantastisches Wochenende …
    herzliche Grüße
    Doris

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