Wenn aus dem Hobby Leidenschaft wird

Der Quakenbrücker Florian Vater betreibt erfolgreich ein Internetportal rund um die Liebe

„Ich war immer schon der totale Nerd!“ Florian Vater lacht und nippt an seinem Kaffee – ohne Milch und Zucker. Schwarz muss er sein. „Meinen ersten PC habe ich mit neun Jahren bekommen“. Seitdem habe ihn die Computertechnologie nicht mehr losgelassen. „Ich habe mir selbst das Programmieren beigebracht und viel gechattet“, sagt der heute 28-Jährige mit einem breiten Grinsen. Als er sechzehn Jahre alt war, freundete er sich im Internet mit einem jungen Mann an, der seine Hobbys teilte. „Zusammen vor einem Rechner hängend haben wir uns zum Spaß ‚Dr. Sommerteam‘ genannt und Fragen über Liebe, Verhütung und Sex beantwortet.“ Wie bei der Jugendzeitschrift Bravo also.

Die Resonanz sei so groß gewesen, „dass wir uns die entsprechende Domain sicherten und eine Internetseite zu diesen Themen aufbauten“. Als sich allerdings wenig später die Bravo mit einem Anwaltsschreiben meldete, sei der Spaß erst einmal zuende gewesen: Die Freunde mussten ein erhelbliches Bußgeld zahlen. „Das tat schon weh“, erzählt Florian Vater. Doch aufgeben wollten die beiden Männer nicht. Gemeinsam gründeten sie ein neues, eigenes Internetportal. Der Name: Planet-Liebe. Seit elf Jahren läuft es wie am Schnürchen, es hat inzwischen mehr als 85.000 registrierte Nutzer, erzählt Florian Vater stolz.

Florian Vater in seinem Firmenwagen

„Liebe, Partnerschaft und Sexualität – das beschäftigt Menschen immer – vor allem junge Leute“. Das erste Mal, Verhütung und Schwangerschaft – das sind nur einige der Themen, mit denen sich der Unternehmer im Laufe der Zeit immer mehr beschäftigte. „Man glaubt gar nicht, wie breitgefächert und umfangreich das alles ist. Es gibt immer etwas Neues zu lernen und zu erfahren. Das macht mir totalen Spaß“. Seine Augen leuchten regelrecht, als er das sagt. Man glaubt ihm sofort.

„In der Pubertät fängt alles an“, erzählt der Mann mit den roten Haaren weiter. „Vor allem die Aufklärungsarbeit ist nicht zu unterschätzen.“ Deshalb bietet das Portal jede Menge Informationen zum Thema Verhütung, hält Adressen und Telefonnummern für Beratungsstellen bereit. Auf Planet-Liebe.de erhält der User aber auch Antworten auf Fragen wie: Was passiert in meinem Körper bei der Pubertät und was kann ich bei Liebeskummer tun? „Wir haben eine Rubrik Kummerkasten, in der unsere Mitglieder sich ihre Sorgen von der Seele schreiben können, zum Beispiel, wenn der Partner fremdgegangen ist oder wenn sie missbraucht wurden“.

Alle Beiträge des Forums werden moderiert und bei Bedarf umgeschrieben oder entfernt, „um Pädophilen und Perversen keine Plattform für ihr Treiben zu bieten. Wir verbieten pornografische Themen und auch solche aus dem Fetischbereich.“
Die 16 Planet-Liebe-Mitarbeiter kümmern sich „mit Geduld und sozialer Kompetenz“ um alle Fragen der wissbegierigen Kinder und Jugendlichen. „Einige unserer Mitarbeiter waren selbst Opfer von Missbräuchen oder haben schreckliche Dinge erlebt“.

Aus einem anfänglichen Hobby sei eine wahre Leidenschaft geworden, so Florian Vater. Und dieser Leidenschaft geht der Programmierer inzwischen hauptberuflich nach. „Das muss ich auch, denn mittlerweile sind wir das größte Forum in Deutschland zu den Themen Aufklärung, Verhütung und Sexualität.“ 1,5 Millionen Besucher hat das Portal jeden Monat, an manchen Tagen seien bis zu 50.000 Besucher auf den Seiten unterwegs.

Auf eine Sache aber ist der 28-Jährige ganz besonders stolz: „Etwa 250 Paare haben sich in unserem Forum gefunden, und sieben Kinder sind in diese Partnerschaften geboren.“
Auf Planet-Liebe.de gibt es auch ein großes Liebeslexikon mit tausenden von Einträgen – von A wie AIDS bis Z wie Zölibat. „Im Laufe der Jahre haben wir die zusammengetragen, es werden immer mehr“, erzählt Florian Vater. Und weil sich das Portal immer weiter entwickle, gebe es im August dieses Jahres einen Seitenrelaunch. „Die Website soll noch schöner und einladender werden. Die User sollen sich bei uns wohlfühlen und aufgehoben fühlen.“

Nicht nur im Internet, auch beruflich ist der gelernte Programmierer schon viel herumgekommen. Er war in Münster, München und sogar über ein Jahr in den USA. „Boston hat mir sehr gefallen, ich wäre wahrscheinlich auch dort geblieben, hätte ich ein Arbeitsvisum erhalten.“ Erst schaut er nachdenklich, dann lacht er wieder: „Irgendwie hat es mich immer wieder nach Quakenbrück zurückgezogen. Wenn ich mich entscheiden müsste, wo ich leben will, würde ich sagen: entweder in Boston oder in Quakenbrück.“ Dann schweigt er eine Weile und nippt wieder an seinem Kaffee. „Ich liebe meine Heimat schon sehr. Und ich finde es schön, von hier aus zu arbeiten.“

Auf die Frage hin, ob er von seiner Arbeit und seinem Engagement leben könne, blickt Florian Vater kurz an die Decke, schürzt die Lippen: „Ich allein kann das schon. Allerdings würde ich mir für die Zukunft wünschen, dass ich auch meine Mitarbeiter bezahlen kann. Sie leisten Unglaubliches, und das muss honoriert werden. Aus diesem Grund bin ich auf der Suche nach Sponsoren, die an meine Idee glauben.“ Er lächelt, und dann müssen wir unser Gespräch auch schon beenden. Es gibt noch viel zu tun an diesem Tag.

(c) Erschienen im Bersenbrücker Kreisblatt (NOZ) am 11. Juni 2011

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