Heute also ist der 50. Geburtstag meiner Mutter. Man sieht ihr dieses Alter nicht an. Es ist erstaunlich, wie fit und jugendlich sie geblieben ist. Ich bewundere sie sehr für ihr Temperament. Wir drei Töchter überraschen sie mit einer Flasche Sekt, einer Tiramisu-Torte und einer großen Rose und frühstücken ausgiebig und bis in den Vormittag. Als wir kurz vor 12 Uhr mittags, heute ist Sonntag, am Vatikan ankommen, wundern wir uns über die Menschenmengen.
Plötzlich wird uns klar, warum alles so übervoll ist: Punkt 12 Uhr hält der Papst die Sonntagmesse. Auf dem Petersplatz, in dessen Mitte sich der ägyptische Obelisk befindet (37 n. Chr. aus Heliopolis nach Rom gebracht), sind noch immer das Krippenspiel und ein riesiger Weihnachtsbaum aufgebaut. An dem Baum hängen schwere, silbrige und goldene Weihnachtskugeln, in denen sich der Petersdom, der Petersplatz und der Vatikan widerspiegeln.
In den Dom gehen wir noch nicht hinein, denn das haben wir uns für einen anderen Tag vorgenommen. Nach der Messe machen wir fünf uns auf den Weg zur Aussichtsplattform Piazza di Garibaldi, von der aus man einen wunderschönen Blick über Rom hat. „Roma o morte“ – „Rom oder Tod“, der Kampfruf Garibaldis, steht auf dem Sockel des großen Monuments geschrieben und stimmt mich im Hinblick auf die Aussicht nachdenklich.
Von hier aus können wir auch den riesigen Petersplatz sehen, auf dem wir noch eben der vor Alter krächzenden Stimme des Papstes gelauscht haben. Langsam steigen wir wieder ab und marschieren in Richtung Tiber. Wir wollen uns die Isola Tiberna (Tiberinsel) im Stadtteil Trestevere (hier leben viele berühmte italienische Künstler) ansehen, auf der wir allerdings nicht lange verweilen.
Die Piazza Venezia, die wir im Anschluss besuchen, ist der zentrale Platz Roms, an dem die meisten Buslinien kreuzen. Meinen Schwestern schmerzen die Füße, und sie fahren mit dem Bus ins Hotel, um sich auszuruhen. Hier steht auch auf einem Hügel liegende Denkmal Vittorio Emanuele II. Über eine Freitreppe erreicht man das Reiterstandbild desselben Vittorio Emanuele II., dem Begründer der Italienischen Republik. In der Säulenhalle befinden sich Figuren, die die Regionen Italiens darstellen. Der Palazzo wurde zwischen 1455 und 1467 für Kardinal Petro Barbo aus Venedig erbaut und diente Mussolini während des Faschismus’ als Amtssitz. Nahe der Piazza Venezia trinken meine Eltern und ich einen Cappuccino und laufen zu Fuß ins Hotel.
Abends fahren wir mit der Metro (Die Metro-Netze sind nicht sonderlich gut ausgebaut, dafür ist das Ticketsystem übersichtlich) in die Innenstadt und sehen wir uns den monumentalen Trevi-Brunnen, Fontana di Trevi, an, welcher den Meeresgott auf einem Karren darstellt, der von zwei Tritonen gezogen wird. Über den vier Säulen sind die Statuen der Tugenden dargestellt. Der Brunnen hat seinen Namen aufgrund seines Standortes: Er befindet sich an der Kreuzung dreier Straßen, was im Italienischen „tre vi“ (drei Straßen) heißt.
In diesem berühmten Springbrunnen wurde auch die berühmte Badeszene für den Film „Dolce Vita“ von Frederico Felini gedreht. Nach einem alten Brauch muss man eine Münze über die Schulter in den Trevibrunnen werfen, um eines Tages wieder nach Rom zurückzukehren. Auf diese Weise gelangt die Stadt beinahe zu Reichtum: Jährlich landen ca. 100 Millionen Euro im Wasser, welche der Caritas zu Gute kommen.
Wir essen anschließend nahe dem Trevi-Brunnen in einem optisch sehr ansprechenden Restaurant, das nach gemütlicher Atmosphäre ausschaut. Am Eingang sieht man gerahmte Bilder mit Persönlichkeiten und Musikstars wie Mariah Carey, die einmal hier gegessen haben. So weit, so gut. Wir bekommen einen Tisch im Hinterzimmer. Die Küche ist sehr schlecht, das Brot ist trocken und wird mit 7,50 EUR (!) berechnet. Die Suppen und Pasta, die wir aufgetischt bekommen, sind ebenfalls vorgefertigt und schmecken, wie zweimal aufgewärmt (Mariah hat sicher Sternchen-Service genossen). Die zehn Prozent Trinkgeld sind schon auf der Rechnung aufgelistet und eingerechnet. Wieder ein Reinfall. Ja ist es denn so schwer, in Italien anständige Pasta zu bekommen? Anscheinend werden Touristen in Rom ziemlich abgezockt und hinters Licht geführt. Zum Essen sollte man deshalb besser in kleine Nebenstraßen fahren.