Roma o morte! – 1. Tag

Anlässlich des 50. Geburtstags meiner Mutter waren wir in gesammelter fünfköpfiger Familie vom 15. bis 19. Januar 2005 auf Städtereise in Rom.

Für die damalige Zivilisation war die Metropole vor allem eins: das Zentrum der Welt. Man kann heute noch erahnen, welcher Glanz von der „Ewigen Stadt“ ausgegangen sein muss. Als die Germanen noch in primitiven Strohhütten hausten, war Rom bereits Welt- und Kulturstadt. Nach 2.000 Jahren römischer Geschichte sind zahllose antike Kirchen, Brunnen und Denkmäler noch immer erstaunlich gut erhalten. Die Riesenvielfalt an Gebäuden erschlägt einen fast. Fünf Tage reichen eigentlich gar nicht aus, um die Stadt kennen zu lernen. Man sollte ein paar Wochen einplanen. Mir hat der Kurztrip dennoch viel gegeben.

Fußmärsche, Sehenswürdigkeiten und früh aufstehen stand bei uns jeden Tag auf der Tagesordnung. Glücklicherweise hatten wir bis zu unserem Abreisetag strahlenden Sonnenschein und Temperaturen bis zu 15 Grad. In fünf Tagen haben wir es tatsächlich geschafft, beinahe alle Sehenswürdigkeiten der kulturellen Metropole innerhalb des antiken Stadtkerns zu besichtigen und zu erkunden: von der Villa Borghese über den Trevibrunnen bis hin zum Collosseum. Wir mussten uns auch wirklich auf die Stadt beschränken. Gern hätte ich noch die Via Appia (die alte Römerstraße, die von Rom nach Capua führt) und Ostia Antica (ehemaliger Hafen Roms, Ausgrabungsstätten) gesehen.

Nachfolgend mein Reisebericht. Wer keine Lust hat, sich durch den Text zu scrollen und einfach nur Fotos gucken möchte, kann dies HIER tun.


Flughagen Berlin Tegel: Die Boing 757 der Fluggesellschaft Air Berlin in Richtung Rom verliert ihre Bodenhaftung etwa gegen 06:10 Uhr in der Früh. Sowohl die Maschine als auch unser Reisefieber steigen stetig an. Zugegeben: Auch mein Puls hat seine Geschwindigkeit auf Abheben eingestellt. Ich sitze am Fenster und halte die Hand meiner jüngeren Schwester. Nein, nicht sie hat Angst. Ich bin es leider, die mit Skepsis auf das Rattern, Brummen und Summen ungewohnter Geräusche lauscht und mit weit aufgerissenen Augen und ruckartigen Blicken nach links und rechts die Situation beobachtet. Ich bin seit 2001 nicht mehr geflogen … Was soll’s: Nach unten werden wir auf jeden Fall kommen. Mit diesem Gedanken versuche ich mich – natürlich absolut erfolglos – zu beruhigen.

Ein Buch, ein Käsebrötchen und Tomatensaft – okay, eigentlich waren es zwei Kümmerlinge, die ich mir vor dem Flug schnell hintergekippt habe – schaffen es immerhin, mich etwas entspannter werden zu lassen. Ich denke an meine vergangenen Flugreisen, die ich ja immerhin auch überlebt habe. Ich denke daran, wie jung ich damals noch war … Jetzt bin ich 25 und freue mich, dass ich schon so viel von der Welt sehen durfte. Beschwipst grinse ich vor mich hin. Ich schaue auf die friedlich schlummernde Wolkenfront unter mir und träume vom alten Rom und – keine Ahnung warum – plötzlich von einer Reise nach Cuba.
Oh, na das ging schnell. Wir sinken!

Um 07:45 Uhr landen wir sicher auf dem Airport Fuimicino außerhalb der Stadt. Ein Taxi bringt uns für 50 Euro (den Preis müssen wir erst aushandeln) in unser Hotel, das „Cicerone“ in der Via Cicerone, direkt im Zentrum, beinahe direkt am Fluss Tiber. Es trägt vier Sterne und wie wir jetzt sehen, auch berechtigt: Gemütlichkeit und ein sehr freundliches Personal strahlen uns entgegen. Normalerweise sollen wir erst gegen 12:00 Uhr einchecken, doch unsere Zimmer sind schon vorbereitet, und wir können unser Gepäck abstellen und uns frisch machen. Wir sind zu fünft und haben zwei Doppelzimmer, in denen jeweils auch eine ausklappbare Schlafcouch steht, die meine ältere Schwester nutzt, da sie die Kleinste ist.

An unserem ersten und wahrscheinlich auch längsten Tag steht die Erkundung des Pantheons und diverser Piazzas auf dem Plan. Wir gehen einfach drauflos, ohne uns genau zu überlegen, welche Route wir einschlagen. Falsch machen können wir ja ohnehin nichts, denn: Alle Wege führen nach Rom. Wie praktisch es da doch ist, dass wir bereits in Rom sind. Haha.

Die Via Cola di Rienzo entlang und an der Piazza della Libertà vorbei gehen wir über eine der zahlreichen Tiber-Brücken, die Ponte Regina Margherita, zur Piazza del Popolo, welche vor allem durch die Zwillingskirchen bekannt ist, von denen sich eine zwischen den Straßen Via del Babuino und Via del Corso (eine sehr renommierte Einkaufsstraße) befindet und die andere zwischen letztgenannter und der Via di Ripetta thront. Nachdem wir uns an einem der zahlreichen Brunnen auf der Piazza del Popolo ausgeruht haben, gehen wir zur Piazza di Spagna, die sicher durch ihre Spanische Treppe (im Dunkeln besonders fotogen) in der ganzen Welt bekannt ist. Ihr römischer Name ist Scalinata di Trinità dei Monti. Stars wie Laura Pausini und Lara Fabian haben hier bereits Konzerte gegeben.

Weiter in Richtung Süden, durch die Piazza Colonna und die Piazza Mignanelli hindurch, erreichen wir anschließend eines der kulturträchtigsten Gebäude der Weltstadt, dessen Bau in den Jahren 27-25 v. von Agrippa (Schwiegersohn des Augustus) im Rahmen einer Neugestaltung des Viertels und zur Ehrung der Planetengötter begonnen wurde: Das Pantheon auf der Piazza della Rotonda.

Zu der Zeit besaß es allerdings noch keine Kuppel, sondern scheint ein rechteckiger Tempel gewesen zu sein. Im Jahre 80 n. Chr. zerstörte ein großflächiger Brand den beiendruckenden Bau. Von der zweiten Bauphase, die nach dem Unglück einsetzt, ist leider nichts bekannt. 118-125, in den ersten Regierungsjahren des Kaisers Hadrian erhielt das Pantheon sein derzeitiges Aussehen. Es wurde vollständig verändert und bekam seine Kuppel. Der byzantinische Kaiser Phokas schenke 608 dem Papst Bonifaz III. das gesamte Gebäude, wofür ihm die Römer eine Ehrensäule auf dem Forum aufstellten, die sogenannte „Phokassäule“. Bonifaz wandelte später das Gebäude in eine Kirche um. Von außen schaut das Pantheon relativ unscheinbar aus, jedoch wird man im Inneren durch prunkvollen Gold- und Bronzeschmuck an den Wänden verblüfft,welche dem Bau eine besondere Aura verleihen. Die Kuppel des Gebäudes ist die größte der Welt und besitzt als einzige Lichtquelle eine kreisförmige Öffnung in der Mitte, die allerdings nicht verglast, sondern tatsächlich offen ist. Ein Drainagesystem sorgt für den Abschluss des Wassers bei Regen und Schnee.

Kaffeepause am Pantheon: Espresso und Cappuccino. Meine Mutter ärgert sich fast ein bisschen, dass sie hier keinen „richtigen“ großen Kaffee haben… Ein Espresso ist ihr zu wenig. Anna-Maria trinkt eine sehr leckere heiße Schokolade (Vollmilch- und weiße Schokolade), von der ich Fotos mache.

Nach der Stärkung geht es weiter in Richtung Piazza Navona, einem kapselförmigen Platz, auf dem wir noch eine Kaffeepause machen, da uns langsam ein bisschen die Füße weh tun. Die Piazza ist auf den Ruinen des antiken Stadions des Domitian aufgebaut und für seine drei Brunnen bekannt. Der mittige, mit einem Obelisk versehene, größte Brunnen ist das Werk Berninis und stellt die vier Flüsse Donau (für Europa), Ganges (für Asien), Nil (für Afrika) und Rio della Plata (für Amerika) dar. Gegenüber befindet sich die Barockkirche Sant’Agnese in Agone. Die seitlichen Brunnen stellen den Kampf des Mohren mit einem Delphin (Fontana del Moro) und den Neptunbrunnen (Fontana del Nettuno) dar.

Weit nach Einbruch der Dunkelheit, wir werden auch langsam müde, machen wir uns, diesmal über eine andere Brücke (Ponte Umberto I), auf den Weg nach Hause. Wir kommen am imposanten Palazzo di Giustizia (Gerichtspalast) vorbei, der von dem Architekten Guglielmo Calderini (1888 bis 1911) erbaut wurde. Seit 1880 war der Bau, dessen Voraussetzung die Gründung des italienischen Nationalstaates 1870 war, in Planung. Nachdem wir uns gut ausgeruht haben, essen wir abends auf der Piazza Navona: Die Preise sind überteuert – das ist ja eine Sache, die in einer Weltstadt nicht anders zu erwarten war und mit der man sich auch abgefunden hätte. Nur leider wird das Essen – wie in fast allen touristischen Gebieten in Rom – vorgefertigt und nur noch erwärmt. Mich würde es nicht wundern, wenn es sich gar um Mikrowellenessen handelt. Sehr schlechte Küche. Nie hier essen gehen – bitte vormerken. Aber trinken kann man hier gut: Der sogenannte „Hauswein“ (es war sicher kein Hauswein) ist okay. Es kann natürlich auch sein, dass wir soviel davon getrunken haben, dass wir ihn uns leckergetrunken haben. Meine Eltern beschließen, nach Hause zu gehen, wohingegen meine Schwestern und ich in einer Bar unseren Abend ausklingen lassen. Gegen 3 Uhr fallen auch wir erschöpft ins Bett.

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