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Ein alter Tagebucheintrag

17. April 2008

(Auszug/Übertragung aus dem handschriftich verfassten Tagebuch)

Mein Flieger nach New York hat eine Stunde Verspätung. Ich ärgere mich etwas, eigentlich völlig unnötig: Ich werde den Anschlussflug locker schaffen. Es war ein guter, sanfter Langstreckenflug, jetzt Landung. Ich bin allein unterwegs, fühle mich frei und starte in ein neues Abenteuer.

13:25 Uhr. Passkontrolle. Der Zoll ist ein Erlebnis für sich. Auf Nummer sicher eben, und das ist gut so nach 2001. Die Menschen am Airport sind unfreundlich und lassen einen dauernd ihre Genervtheit spüren. Ich mache mich auf die Suche nach Bier.

In der Flughafenkneipe „Brow“ trinke ich ein Amstel Light. Horrende 7,22 Dollar! Ich nehme trotzdem gleich zwei, kassiere abschätzende Blicke vom „Wirt“ (mir doch egal) und spaziere ein bisschen umher (so einige Kilometerchen … Ein Riesenflughafen ist das hier!).

Hier gibt es fast alles: Fressbuden, Klamottengeschäfte, Schreibwarenlädensogar „Shoe shine“. Zwei dunkelhäutige Menschen, ein Junge und ein Erwachsener putzen einem weißem Geschäftsmann und einem weiteren Dunkelhäutigen die Schuhe. Es mutet seltsam an.

Anna-M. und ich in Denver

Die Amis gehen mir schon jetzt auf den Keks. Ein paar Männer grölen. Und sprechen respektlos (lästern!) über den fetten Hintern einer Frau. (Ich schaue ihn mir genauer an: Weiblich und rund ist er allenfalls, aber nicht fett. Arschlöcher …) Das Amstel Light hingegen schmeckt jetzt doch ganz lecker, ist aber nichts im Vergleich zu einem kühlen Blonden zu Hause.

Vor mir steht plötzlich ein schöner, dekorativer Oldtimer, der mit dem Vogel vorn auf der Motorhaube. Sein Dach ist total verstaubt. Niemand kümmert sich darum.

Das zweite Bier neigt sich dem Ende zu. Nach acht Stunden Flug, anstrengendem Arrival und dem Gelatsche über den Flughafen habe ich beide Flaschen in nur wenigen Zügen geleert. Na, es sind ja auch nur jeweils 0,33 Liter, glaube ich. (Es steht keine Mengenangabe auf den Flaschen.)

Spiegelung in der Sonnenbrille meiner Schwester

Geschafft. Sitze jetzt im Wartesaal. Neben mir eine junge Familie mit Baby. Die Frau schaut es liebevoll bis fasziniert an. Sie sieht – bei allem – müde aus. Wie es wohl ist, Kinder zu haben?

Noch anderthalb Stunden bis zum Flug, danach noch einmal knapp viereinhalb Stunden, dann sehe ich meine kleine Schwester wieder. In Denver/Colorado. Sie hat sich bestimmt nicht großartig verändert, aber zehn Monate sind doch schon eine Zeit im Leben eines 19-jährigen Menschen. (Und irgendwie auch für eine 28-Jährige wie mich.)

Typisch.

Gerade kommt die Durchsage „I need two additional volonteers“. Hotelübernachtung, Diner sind der „Gewinn“, wenn man erst morgen fliegt. Was genau sich dahinter verbirgt, weiß ich noch nicht, werde es aber schon noch herausfinden.

Punkt, Punkt, Punkt.

Von Messern und Scheren

Ein türkischer Freund aus der schönen Stadt Bursa berichtete mir kürzlich von einem interessanten Brauch in seinem Land, den ich an dieser Stelle gern teilen möchte, weil ich ihn witzig und ziemlich unterhaltsam finde. Er stammt aus der Welt des Kinderkriegens: Unter zwei Kissen legt jemand je eine Schere und ein Messer. Die schwangere Frau soll sich für ein Kissen entscheiden und sich dann darauf setzen. Befindet sich darunter die Schere, so glaubt der Türke, wird es ein Mädchen. Setzt sich die werdende Mutter auf das Messer, wird das Baby – richtig – ein Junge. Amüsant oder?

 

 

Türkische Gaumenfreuden

Mal so ganz nebenbei bemerkt: Ich stehe ja total auf türkisches Essen! In der drittgrößten Stadt der Türkei – in Izmir – habe ich kürzlich sehr schmackhaftes „Adana Kebap“  (siehe eindrucksvolles Foto unten) gegessen – und für absolut gut befunden. Auch total lecker: die Beilagen. Gegrillte Tomaten, grüne Pepperoni und „Maydanoz“ – Petersilie.
(Kleiner Themenexkurs: Habe ich schon erwähnt, dass „maydanoz“ mein erstes Wort auf Türkisch war? Sehr bald darauf folgten „teşekkürler“ – danke – und „çooook teşekkürler“ – viiiielen Dank.)

Zurück zum Adana: Die meisten von euch kennen diese gut gewürzte Köfte-Variante, bei der das Hackfleisch auf Spießen zumeist über Holzkohle gegrillt und anschließend auf Brot („kebap“) gelegt wird. Doch was die wenigsten wissen: Die Köstlichkeit stammt aus der türkischen Stadt Adana in der gleichnamischen mitteltürkischen Provinz. So weit, so gut.

Und was sonst noch? Viel Zeit nehmen … Beim Essen immer ganz viel Zeit zum Genießen nehmen – ein Stück türkische Mentalität, die ich auf jeden Fall in meinen Alltag integrieren werde (falls ich das schaffe bei all der Hektik …).

Na dann: „Afiyet olsun“ – guten Appetit!

 

Back again

Merhaba Freunde! Wenn einer eine Reise tut, so hat er viel zu erzählen. Soviel ist klar. Und hat einer eine Reise getan und ist dann wieder daheim angekommen, so muss er sich und seine Gedanken erst einmal neu sortieren. Zumindest geht es mir jetzt so.

Seit drei Tagen bin ich wieder in Deutschland, habe die Westtürkei hinter mir gelassen. Meine Stationen während des Reisemonats waren unter anderem: Izmir – Kuşadası – Didim – Bodrum – Fethiye – Antalya – Denizli – Salihli – Ayvalık – Bursa – Istanbul. Gerade erst angekommen – und schon vermisse ich meine neuen türkischen Freunde. Danke für alles! Çok teşekkürler!

Ihr könnt euch sicher denken, dass ich jetzt wie wild Bilder sichte und sie natürlich alle mit euch teilen möchte. Später wird es dann auch wieder Reisereportagen geben, die euch hoffentlich gefallen werden.
Hier erst einmal eine kleine Fotoimpression.

Görüşürüz, ihr Lieben!

Die „weiße Stadt“: Bodrum. Sie befindet sich in der Provinz Muğla (Südwesten der Türkei).