8.00 Uhr am Morgen. Die Hauptstadt ist längst erwacht. Zwei etwa zwölfjährige Jungs sitzen mir in der S-Bahn gegenüber. Zwei schwere Schulranzen sind ihre Begleiter. Einer der Jungen stöhnt laut auf. „Mann, immer krieg ich die Arschkarte.“ Er beklagt sich darüber, wie nervig seine kleine Schwester heute beim Frühstück war, dass sie ihn geärgert habe. Und wer hat dann die Schuld am Streit bekommen? Natürlich er. Der Freund nickt mitfühlend. Das kann er verstehen. „Na, bald sind Ferien, da machen wir dann was Schönes zusammen!“ Er grinst. Ein wirklich guter Freund.
Die Arschkarte ziehen. Hierzulande dürfte dieser Ausdruck wahrscheinlich jedem bekannt sein. Doch woher diese Redewendung stammt, ist noch immer nicht ganz klar.
Meine favorisierte Vermutung: Beim Fußball trug früher der Schiedsrichter die Gelbe Karte in der Hemdtasche, die Rote Karte steckte in der Gesäßtasche. Häufige Spekulation hierbei: Die beiden Karten steckten an zwei verschiedenen Orten, da man ihre Farben wegen des Schwarz-Weiß-Fernsehens nicht unter scheiden konnte … Wie dem auch sei: Wem der Schiedsrichter die Arschkarte zeigte – nämlich diejenige, welche in der Gesäßtasche steckte -, flog vom Platz. Unangenehm. Aber so einfach war das.
Und auch heute noch gebrauchen wir diese Phrase, wenn uns etwas Unangenehmes passiert ist.
Ich glaube auch das du mit dem Schiedsrichter richtig liegst den das klingt wirklich logisch.
Übrigens ein sehr schönes Foto von den Schülerinnen, tolles Bokeh.
Lg,
Rewolve44
Genau, stenggenommen erhält der Junge die Arschkarte. Er kriegt sie gezeigt. Aber wie gesagt: Zur Herkunft der Phrase gibt es bisher nur Vermutungen. Ich finde diese hier aber ganz plausibel. 🙂
LG
Schöne Erklärung allerdings finde ich Rosies Einwand zutreffend. Da stellt sich nur noch die Frage: Wo kommt die Arschkarte wirklich her?
Gruß
FUlano
Wieder etwas dazu gelernt … VIELEN DANK ! … auch an Rosie …
Interessant, darauf wäre ich nie gekommen.
Hmmm….wenn der junge Mann die Ar…karte GEZOGEN hat, wie du schreibst, dann war ER ja sozusagen der Schiedsrichter, der sie aus der Potasche zieht und jemandem zeigt.
Oder?
Ich denke, das hat eher was mit einem Kartenspiel zu tun, z.B. der „Schwarze Peter“.
Eine interessante Erläuterung las ich hier
http://www.u32.de/arschkarte.html
Liebe Grüsse von Rosie
Ich Dinosaurier erinnere mich sogar noch and die Schwarz-weiß-Zeit des Fernsehens, als die Sportschau-Kommentatoren bei jeder Begegnung dazusagten, welche Mannschaft in dunklen und welche in hellen Trikots spielte …
Aha, da hatte ich wohl etwas unkonzentriert gelesen.
Danke!
🙂
Klingt logisch! 🙂
@Janina: Danke sehr! Und mich hat die Freundschaft der Jungs auch gefreut. 🙂
@Vynesse: Nicht wahr? 😉
Hallo maranaz3,
schau doch mal hier: http://www.coralita.de/?p=2704
„Blau machen“ und „blau sein“ haben wohl denselben Ursprung. 😉
Liebe Grüße,
Coralita
Die meisten deiner erläuterten Redewendungen waren mir bisher geläufig und auch bei uns im Sprachgebrauch, aber nun will sich mir aus gegebenem Anlaß (Blogeintrag) nicht erschließen, warum man „blau“ ist, nach vermehrtem Alkoholgenuss. Hast du eine Idee?
🙂
Welch belustigende, plastische Erklärung! Und schön, dass es heutzutage zwischen zwei 12-jährigen noch Freundschaft gibt und nicht nur anmachen, pöbeln und sich beweisen, wer der Bessere ist.