Arschkarte

8.00 Uhr am Morgen. Die Hauptstadt ist längst erwacht. Zwei etwa zwölfjährige Jungs sitzen mir in der S-Bahn gegenüber. Zwei schwere Schulranzen sind ihre Begleiter. Einer der Jungen stöhnt laut auf. „Mann, immer krieg ich die Arschkarte.“ Er beklagt sich darüber, wie nervig seine kleine Schwester heute beim Frühstück war, dass sie ihn geärgert habe. Und wer hat dann die Schuld am Streit bekommen? Natürlich er. Der Freund nickt mitfühlend. Das kann er verstehen. „Na, bald sind Ferien, da machen wir dann was Schönes zusammen!“ Er grinst. Ein wirklich guter Freund.

Die Arschkarte ziehen. Hierzulande dürfte dieser Ausdruck wahrscheinlich jedem bekannt sein. Doch woher diese Redewendung stammt, ist noch immer nicht ganz klar.

Meine favorisierte Vermutung: Beim Fußball trug früher der Schiedsrichter die Gelbe Karte in der Hemdtasche, die Rote Karte steckte in der Gesäßtasche. Häufige Spekulation hierbei: Die beiden Karten steckten an zwei verschiedenen Orten, da man ihre Farben wegen des Schwarz-Weiß-Fernsehens nicht unter scheiden konnte … Wie dem auch sei: Wem der Schiedsrichter die Arschkarte zeigte – nämlich diejenige, welche in der Gesäßtasche steckte -, flog vom Platz. Unangenehm. Aber so einfach war das.

Und auch heute noch gebrauchen wir diese Phrase, wenn uns etwas Unangenehmes passiert ist.


Schülerinnen in der S-Bahn


14 Gedanken zu „Arschkarte“

  1. Genau, stenggenommen erhält der Junge die Arschkarte. Er kriegt sie gezeigt. Aber wie gesagt: Zur Herkunft der Phrase gibt es bisher nur Vermutungen. Ich finde diese hier aber ganz plausibel. 🙂
    LG

  2. Hmmm….wenn der junge Mann die Ar…karte GEZOGEN hat, wie du schreibst, dann war ER ja sozusagen der Schiedsrichter, der sie aus der Potasche zieht und jemandem zeigt.
    Oder?
    Ich denke, das hat eher was mit einem Kartenspiel zu tun, z.B. der „Schwarze Peter“.
    Eine interessante Erläuterung las ich hier
    http://www.u32.de/arschkarte.html
    Liebe Grüsse von Rosie

  3. Ich Dinosaurier erinnere mich sogar noch and die Schwarz-weiß-Zeit des Fernsehens, als die Sportschau-Kommentatoren bei jeder Begegnung dazusagten, welche Mannschaft in dunklen und welche in hellen Trikots spielte …

  4. Die meisten deiner erläuterten Redewendungen waren mir bisher geläufig und auch bei uns im Sprachgebrauch, aber nun will sich mir aus gegebenem Anlaß (Blogeintrag) nicht erschließen, warum man „blau“ ist, nach vermehrtem Alkoholgenuss. Hast du eine Idee?
    🙂

  5. Welch belustigende, plastische Erklärung! Und schön, dass es heutzutage zwischen zwei 12-jährigen noch Freundschaft gibt und nicht nur anmachen, pöbeln und sich beweisen, wer der Bessere ist.

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