Alle Welt redet derzeit vom großen, bösen Wulff. Es wird ein richiger Orkan daraus gemacht. Zu recht oder zu unrecht? Da scheiden sich die Geister, Politiker, Medien und anderen Wesen. Ich selbst würde daraus vielleicht eher einen Sturm machen, einen Sturm im Wasserglas. Aber darunter? Darunter würde ich dann doch nicht gehen. Denn ein Kavaliersdelikt ist das nicht, was der liebe Christian da so alles verzapft hat. Dennoch denke ich: Es gibt doch wirklich Schlimmeres. Warum beschäftigt sich das Land nicht mit wichtigeren Dingen?
Was mich als Sprachwissenschaftlerin (die ich ja auch bin) im Augenblick viel mehr interessiert, ist der sprichwörtliche Sturm im Wasserglas. Die Redewendung bezieht sich ja bekanntermaßen auf ein Ereignis, um das man ein großes Trara macht. Sie geht zurück auf Charles de Montesquieu. Der französische Schriftsteller beschrieb im 18. Jahrhundert die politischen Unruhen in San Marino in Honoré de Balzacs Erzählung „Der Pfarrer von Tours“ als (frei übersetzt) „einen Sturm im Wasserglas“. In Deutschland wurde der Ausdruck 1930 durch eine gleichnamige Komödie des Schriftstellers Bruno Frank bekannt.
Aber letztlich ist es ganz egal, worum es sich handelt: um einen Orkan oder einen Sturm. Das Wasserglas wird wohl noch eine ganze Weile vibrieren in der Affäre Wulff.
Die lobe ich mir: Stilvolle Gläser. So ganz ohne Wirbelsturm oder Orkan – und vielleicht mit einem edlen Tropfen darin.