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Weihnachtsengel-Couverture

„Entschuldigen Sie bitte“, frage ich die Verkäuferin verwirrt, „haben Sie keine weiße Couverture mehr?“ Genauso ratlos wie ich schaut die ins Regal – und zuckt mit den Achseln. „Wir haben heute Ware reinbekommen. Bestimmt ist die Couverture auch dabei.“

Dann lässt die junge Brünette ihre Schultern hängen und deutet hilflos auf einen Stapel Kartons. „Aber ich habe ehrlich gesagt gerade gar keine Ahnung, in welchem davon sie ist.“

Keine Spezialkekse ohne weiße Couverture. Das geht einfach nicht. Ich schürze die Lippen, nicke bedächtig. „Ja, das kann ich nachvollziehen“, sage ich dann verständnisvoll. Trotzdem – eine Lösung muss her. Dann fällt mir was ein. „Naja, sicher tut es auch normale weiße Schokolade?“, stelle ich eher fragend als sagend fest. Die Verkäuferin grinst. „Stimmt, das geht garantiert!“ Doch irgendwie schaut sie dann auch so, als ob sie sich da doch nicht so ganz sicher wäre.

Ich wende mich also zum Gehen, ab in die Süßwarenabteilung – ein bisschen resigniert. Doch dann kommt sie. Und sie hat etwas ganz Tolles, von mir ganz heiß Begehrtes bei sich. „Sie sind mein Weihnachtsengel!!!“, entfährt es mir laut – zugegeben etwas zu laut. Ich schnappe mir ein paar Blöcke der weißen Couverture, die sie unter dem Arm trägt und grinse sie breit an.

Die andere Verkäuferin weiß gar nicht recht, wie ihr geschieht, ihre Mundwinkel zucken verwirrt. Dann schüttelt sie den Kopf.  „Okaaaaay … „, sagt sie. Und ergänzt dann: „Na, wenn jeder so einfach zufriedenzustellen wäre …“ Ich hüpfe zur Kasse. Ja, total zufrieden, mein Tag ist gerettet!

Von grünen Neunen

In nicht einmal einer Woche ist Weihnachten. „Nur noch sechs Mal schlafen“, sagen Eltern ihren Kindern jetzt gern. Es ist wirklich einfach unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht und dass sich 2012 schon wieder dem Ende zuneigt. Und dabei hatte ich mich gerade erst an diese Jahreszahl gewöhnt. „Ach du grüne Neune!“, drückten damals meine Großeltern gern ihre Überraschung oder ihr Erstaunen darüber aus, „ist es denn schon wieder soweit?“. Bei meinen Eltern hörte beziehungsweise höre ich diese Redewendung nur noch selten, ich selbst gebrauche sie eigentlich nicht.

Doch warum sagt man das eigentlich so: „grüne Neune“? Die Entstehung dieser Redewendung soll mit dem Berliner Tanzlokal „Conventgarten“ zu tun haben, das im 19. Jahrhundert sehr populär war im „dicken B oben an der Spree“.  Der Sitz der Lokalität war damals in der Blumenstraße 9, doch der Haupteingang befand sich um die Ecke, im Grünen Weg nämlich. Die Berliner nannten ihren Conventgarten also schon bald liebevoll die „Grüne Neune“.

Das ist aber nur eine Theorie, die von vielen Sprachwissenschaftlern stark angezweifelt wird. Sie vermuten eher, dass es „Ach du grüne Neune!“ schon weit vor dem Conventgarten gab. Nämlich in einer Zeit, als man den Jahrmarkt-Besuchern mithilfe von Spielkarten noch ihre Zukunft las. Tja, und die „Pik Neun“ (die „grüne Neune“) war eben diejenige Kerte, die nicht immer Gutes verhieß.

grüne_neune… Bald ist schon wieder Weihnachten.

Kein Blatt vor dem Mund

Shoppen in Oldenburg. Ich stöbere in einem Klamottenladen, greife nach dem einen oder anderen Kleidungsstück, lege es mir zum Anprobieren über den Arm. „Nicht mehr als drei Teile“ steht an der Kabinentür. Ich habe ganze zehn – damit es sich lohnt eben. Ein Blick nach links und einer nach rechts: Niemand ist in Sichtweite, also schlüpfe ich unbemerkt durch die Tür.

Als ich mir gerade ein wirklich cooles, schmuddelgelbes Oberteil über den Kopf ziehe, höre ich aus der Nachbarankleide eine junge Frau in hilflosem Tonfall fragen: „Mama, wie sieht das aus? Was meinst Du, ich bin mir nicht so sicher?“ Schweigen. Offenbar mustert die Mutter ihre Tochter. Dann: „Nee, das ist nicht gerade vorteilhaft, macht Dich irgendwie dick.“

Nochmaliges Schweigen. Darauf die Tochter: „Na toll, Mutter. Du nimmst auch echt kein Blatt vor den Mund, was?“ Sie ist sauer. Ich hingegen halte mir die Hand vor den Mund, um nicht urplötzlich und unkontrolliert loszuprusten. Kichere also lediglich in mich hinein und beschließe sofort, diese Begegnung später ganz unbedingt aufzuschreiben.

Kein Blatt vor den Mund nehmen. Die Bedeutung ist klar: Man sagt jemandem ungeschönt und sehr direkt seine Meinung. Aber warum sagt man das so? Was haben Blätter mit Meinung zu tun?

Hier die Aufklärung – kurz und knackig: In Theaterstücken ging es damals bisweilen ziemlich schonungslos zu. Wer Molières Komödien oder Tragikomödien kennt, weiß, wovon ich hier schreibe: Edelmänner und Staatsleute, sogar Könige nahm er zusammen mit seinen Kollegen aufs Korn, zögerte nicht, sie auch lächerlich zu machen. Ein sehr waghalsiges Unterfangen, wie man sich nun denken kann.

Denn wer so offen seine Meinung auf der Bühne zeigte, musste damit rechnen, später persönlich und vis-à-vis Rechenschaft abzulegen. Um das zu vermeiden, versteckte man sein Gesicht hinter Masken. Doch da es zu Beginn des Theaterzeitalters noch keine Masken gab, benutzte man Blätter. Tja, und besonders mutige Mimen, die das eben nicht taten, zeigten ihre Gedanken und Gefühle mit ihrem „wahren“ Gesicht; ganz so wie die Mutter in meiner Geschichte.

Blätter gehören an – oder vom Baum – und nicht vor den Mund. Es lebe die Offenheit!

Älter werden – neue Literatur-Ausschreibung

6. November 2012
Es ist wieder soweit: Ihr dürft kreativ sein und schreiben, was das Zeug hält –  oder was die (virtuelle) Feder hergibt!

Kurz und gut, sparen wir uns lange Vorreden – das Thema der aktuellen Anthologie-Ausschreibung ist „Älter werden“ (Arbeitstitel).
Reicht eure Vorstellungen dazu ein (welchen Bereich des Lebens auch immer das betrifft) – in Form von Texten (Kurzgeschichten, Gedichten, Essays … ) sowie Bildern (Fotos, Zeichnungen, Illustrationen … ).

Teilnahmebedingungen

  • Jeder Teilnehmer darf nur einen Beitrag einsenden.
  • Die eingereichten Beiträge müssen selbst verfasst sein und dürfen noch nicht veröffentlicht worden sein.
  • Jeder Teilnehmer muss die nötigen Angaben zur Person (Name, Adresse, E-Mail, kurze Autorenvita) wahrheitsgemäß und vollständig beifügen.
  • Die Einreichung erfolgt über die E-Mail-Adresse info@polamedia.de
  • Einsendeschluss ist der 31.03.2012.
  • Mit der Einsendung stimmt der Teilnehmer der Veröffentlichung in der Anthologie zu.

Das Buch wird voraussichtlich im Sommer 2013 im polamedia Verlag erscheinen. Da es sich bei dem Projekt um ein Leidenschaftsprojekt handelt und weniger wirtschaftlichen Absichten verfolgt, erhalten die Anthologie-Autoren kein Honorar und kein Freiexemplar. Ein Autorenrabatt wird aber eingeräumt.

Inder im Punjab: Das Leben hat seine Spuren hinterlassen.