Einkaufen im Supermarkt. Dieses und jenes – Nützliches und weniger Nützliches – landet im Einkaufswagen. Frisches Gemüse, Obst, Reis und Kartoffeln, eine neue Laufmütze aus dem Tchibo-Regal … Ich bin in der Konservenabteilung gelandet und schaue mir ein Glas mit Schattenmorellen an. Die machen sich gut auf Joghurt oder Grießpudding. Mir tropft der Zahn, mir läuft – nicht nur sprichwörtlich – das Wasser im Mund zusammen. Nein, nein und nochmals nein: Ich hatte ja beschlossen (ich bin beschlossen worden träfe es eher … ), etwas mehr auf meine Gesundheit zu achten.
Als ich das Glas wieder ins Regal stellen will, entgleitet es mir und landet auf dem Boden. Ein Rot und Rund, wohin das Auge blicket. Ein Adrenalinschub gesellt sich zu meiner Misere. Ich schaue nach links und nach rechts. Zum Glück werde ich fast nie rot. Niemand zu sehen. Ich warte noch ein Weilchen, und als dann noch immer keine Menschenseele zu sehen ist, mache ich mich klammheimlich aus dem Staub …
Nicht gerade ehrenhaft, diese Sauerei zu hinterlassen, ich weiß. Als ich die Waren im Kofferraum verstaut habe und in meinem Auto sitze, ist es zunächst nicht das schlechte Gewissen, das mich beschleicht, sondern vielmehr der Gedanke an die Redenwendung sich aus dem Staub machen. Warum heißt das so?
Wieder am Schreibtisch recherchiere ich: Die Redewendung hat ihre Wurzeln in militärischen Kämpfen. Auf den Schlachtfeldern entstanden mitunter derartige Staubwolken, dass man nichts mehr sehen konnte. Panische Soldaten konnten sich in dieser Situation – im wahrsten Sinne der Phrase – aus dem Staub machen und damit fliehen.
Ich habe also Fahnenflucht begangen. Da bin ich wahrlich nicht stolz drauf.
Immerhin bin ich wieder etwas schlauer.
Machen sich aus dem Staub: Wildschweine