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Wissen des Tages: 20. April 2012

Wir alle wissen: Die amerikanischen Ureinwohner heißen auf Spanisch „Indios“. Warum eigentlich? Etwa, weil Kolumbus dachte, in Indien gelandet zu sein? Selbst wenn: Indien hieß damals noch gar nicht Indien, sondern Hindustan. Nein, nein: Vielmehr nannte Kolumbus die Eingeborenen „una gente en dio“, ein Volk in Gott; und „en dio“ schliff sich im Laufe der Zeit zu „Indio“ ab.  (Quelle: Welt Online)

Einmal Nepal – und zurück

„Ehrlich gesagt war der erste Tag der schwierigste der ganzen Reise“, erzählt Sebastian Nehrdich. „In dem Moment, als ich mit dem Fahrrad von Gehrde losfuhr, wusste ich nicht, was auf mich zukommen würde. Man macht sich da vorher seine Gedanken.“ Der 22-Jährige spricht von seiner Radtour quer durch die Welt: Seine Route führte ihn über Osteuropa nach Griechenland, in die Türkei, in den Iran, nach Pakistan bis hin nach Indien undNepal.

Hier war Endstation, er nahm in Katmandu den Flieger zurück nach Deutschland. „Vorn und hinten am Rad hatte ich je einen Gepäckträger, auf denen ich das Wichtigste verstaute“, erzählt Sebastian. „Darunter ein Zelt, einen Schlafsack, eine Isomatte, einen Kocher und ein paar Wechselklamotten. Ach ja: und eine EC-Karte. Mehr braucht man eigentlich nicht.“

Wie kam der junge Mann eigentlich auf die Idee, eine so abenteuerliche Radtour zu unternehmen? „Ich fahre seit langem gern Rad und bin schon bis ans Mittelmeer gereist. Da dachte ich, wenn ich es bis dorthin geschafft habe, schaffe ich es vielleicht bis nach Indien.“ Mit Indien verbindet Sebastian Nehrdich ohnehin viel. „Ich kannte das Land vorher zwar nicht, aber ich habe einen Kurs über Stille Meditation in Belgien gemacht, die ursprünglich aus Indien stammt. Darüber wollte ich mehr erfahren.“ Indien bot sich also an.

Am 1. November 2010 geht es für Sebastian allein von Gehrde aus nach Lübeck, wo er seine Schwester besucht – und sich im Anschluss mit drei weiteren jungen Männern trifft, um gemeinsam mit ihnen loszuradeln. In Griechenland trennen sich ihre Wege: Zwei fahren weiter nach Italien, Sebastian und sein russischer Freund Viktor setzen mit der Fähre in die Türkei über. In Kurdistan besuchen sie Sebastians Vater, der zwischen Deutschland und dem Irak hin und her pendelt. „Er arbeitet für die Firma Deutag und ist abwechselnd einen Monat zu Hause, den anderen dann im Ausland.“ Sebastians Mutter ist zu diesem Zeitpunkt ebenfalls zu Besuch – Gelegenheit, eine dreiwöchige Verschnaufpause einzulegen.

„Im Januar 2011 sind Viktor und ich weiter in den Iran“, erinnert sich Sebastian. Dort hatte er dann seine erste – aber immerhin einzige– Fahrradpanne. „Ich bin etwas übermütig über eine Schotterstraße gebrettert, der Rahmen brach. Aber am Straßenrad habe ich einen Arbeiter gefragt, ob er ihn reparieren kann. Kurzerhand hat er den Rahmen zusammengeschweißt. Ich habe dafür vielleicht zwei Euro gezahlt. Das erlebt man hier in Deutschland nicht. Hier wird so eine Reparatur richtig teuer.“

Vom Iran aus reist der Weltenbummler allein weiter. „Viktor nahm spontan den Bus nach Kasachstan, um seine Wurzeln zu erforschen. Das war anfangs nicht geplant, hatte aber einen gewissen Reiz für mich.“ Es geht weiter über Turkmenistan, Usbekistan, Tatschikistan und Kirgististan bis nach China. „Landschaftlich fand ich China irgendwie nicht so toll – zumindest bei dem, was ich gesehen habe. Tatschikistan hingegen hat eine spektakuläre Landschaft.“

Von China radelt Sebastian weiter nach Pakistan – ganze drei Monate verweilt er dort. „Im Nachhinein kann ich sagen, dass mir Pakistan am besten gefallen hat. Die Menschen sind sehr gastfreundlich und herzlich, die Natur ist atemberaubend schön“, schwärmt der Gehrder. „Es wirkt wie ein verlassenes Paradies, es sind ja kaum Touristen dort.“

Im November 2011 erreicht Sebastian die indische Grenze. Die erste Stadt, die er dort sieht, ist Amritsar. „Ich ging davon aus, dass sich mir ein ähnliches Bild wie in Pakistan zeigen würde. Doch weit gefehlt: Indien war auf den ersten Blick schmutzig. So etwas hatte ich bisher noch nie gesehen.“

Er schaut sich den Golden Tempel an – die wichtigste heilige Stätte der Sikhs. Dann radelt er weiter über Rishikesh in den Bundesstaat Uttar Pradesh. Dort bleibt er eineinhalb Monate in einem Meditationszentrum.

„Ich habe da als freiwilliger Helfer unter anderem in der Küche mitgemacht. An diese Zeit erinnere ich mich gern zurück – wir waren eine gemischte Gruppe aus Einheimischen und ein paar Europäern. Und wir haben viel von- und übereinander gelernt.“

Endstation ist Nepal. Hier besucht Sebastian Nehrdich unter anderem Lumbini, den Geburtsort von Buddha – und lässt die Seele baumeln, meditiert einen Monat lang. „Das war auch mehr als nötig. Denn so eine Tour bringt psychisch und physisch eine Menge Strapazen mit sich.“

Seit zwei Wochen ist der angehende Musikstudent wieder in der Heimat. Gibt es eigentlich etwas, das er während seines Trips fürs Leben mitgenommen hat? „Oh ja, da gibt es viele Dinge. Doch das Wichtigste ist: Ich bin genügsamer geworden.“ Dann fügt der junge Mann hinzu: „Man braucht überhaupt sehr wenig, um ein zufriedenes Leben zu führen.“

(Artikel erschienen 03/2012 in der Neuen Osnabrücker Zeitung)

Sandfarbene Krabben

Es regnet im Oldenburger Münsterland. Nicht einmal zehn Grad zeigt das Außenthermometer. Es scheint, als ginge der Winter hierzulande niemals vorbei – und das noch nach Ostern.

Während der Regen sanft gegen die Fenster prasselt, mache ich es mir mit einem Tee und Kerzenschein gemütlich. Wetter ist immerhin auch, was man selbst draus macht, denke ich und proste mir selbst zu. Ich schreibe eine Reportage über eine meiner Reisen … Physisch bin ich zwar hier an meinem Schreibtisch, doch gedanklich schon wieder ganz weit weg – und zwar in Krabi/Thailand. Ich sehe Fischer vor mir, die noch die letzten Netze des Tages einholen, sehe die kleinen Krabben davonflitzen. Sie sind so sandfarben, dass man draufträte, wären sie nicht so wendig. Mit meiner Kamera kann ich sie nur schlecht einfangen. Die Fotos werden unscharf. Die Sonne geht unter.

In der Ferne höre ich ein Kinderlachen und beobachte eine muslimische Frau, die noch ein paar Muscheln sammelt, um anschließend Schmuck daraus zu fertigen. Eigentlich tut sie dies ganz früh am Morgen. Ein Hund springt um sie herum, sie jagt ihn fort. Ich habe Appetit auf ein Curry – ein grünes …

Das Telefon klingelt. Nach dem Gespräch stelle ich fest: Es ist bald 18:00 Uhr. Ja, da kann man schon mal Feierabend machen. Ich stehe auf und hole die Curry-Paste aus dem Schrank …

Tagtraum, die soundsovielte

Heute ist wieder so einer dieser Tage, an denen ich mich nur schwer konzentrieren kann. Warum? Der Himmel ist grau, es regnet so ein bisschen vor sich hin … Das tröpfelnde Nass versetzt mich in einen tranceartigen Zustand. Ich sitze am Schreibtisch, schaue – starre vielmehr – aus dem Fenster, träume vor mich hin, versinke ganz und gar …

Wo bin ich nur mit meinen Gedanken? Um ehrlich zu sein in Thailand – genauer gesagt: auf Koh Yao Noi. Noch nie davon gehört? Das habe ich auch nicht, bevor ich im Dezember letztes Jahres dort war. Und ich werde ganz sicher wieder hinreisen.

Für mich ist das Eiland das Paradies auf Erden, obwohl es ja Paradiese der unterschiedlichsten Art gibt. Sagen wir, es ist das Exotikparadies meiner ganz persönlichen Träume. Klingt total pathetisch? Mir doch egal. Ist eben so. Ich habe nichts Schöneres gesehen. Nicht wegen der Palmen oder so. Klar, die gibt es dort zuhauf. Und die sind auch echt schön. Doch ist es vielmehr die raue Schönheit, die mich in ihren Bann gezogen hat.

Ebbe und Flut sorgen für immer verschiedene Strandformationen … Es gibt kaum Hotelanlagen oder Hostels. Wer die Einsamkeit sucht, ist hier genau richtig. Ab und zu kommt einem jemand auf dem Moped entgegen. Die Insel ist fest in muslimischer Hand, Touristen werden nicht so gern gesehen, sagt mir eine Einheimische, die ein Café an einem abgelegenen Pier hat. Sie freut sich aber, mich zu sehen und macht ein Foto von mir, auf dem ich eine Karte hochhalte. Ich bleibe eine Stunde, schaue den Fischern beim Einbringen ihrer Fänge zu und …

Das Klingeln an der Tür zieht mich jäh in die Realität zurück.
Ich bin gar nicht in Thailand, sondern hier an meinem Arbeitsplatz!
Mist, es wäre doch zu schön gewesen. Nun aber … Träumen ist auch gar nicht so schlecht.

Koh Yao Noi – Dezember 2011

 

Der König der Vögel des Schnees

Wohin man derzeit auch schnuppert – in allen Enden und Ecken steckt er: der Frühling! Vor ein paar Tagen erblickte ich am Wegesrand die ersten Schneeglöckchen. Ich habe mich so darüber gefreut – wie ein Schneekönig gewissermaßen! (Oder vielmehr wie eine Schneekönigin.)

Tja, und hä? Was ist denn nun schon wieder ein Schneekönig – ich meine wörtlich? Der Herrscher über den Schnee? Oder über Rauschmittel?
Die Antwort ist viel banaler als gedacht – schade eigentlich, ich hatte mir mehr erhofft: Ein Schneekönig ist ein Vogel (!) – der Zaunkönig nämlich. Umgangssprachlich wird dieser herrlich zwitschernde Singvogel so genannt, weil er im Gegensatz zu vielen anderen Vogelarten im Winter in Mitteleuropa verweilt … Der König der Vögel des Schnees! Nix mit ab in den Süden also.

Keine Zaunkönige, aber auch ganz süß: Vögel in Thailand