Ostern ist vorbei, und es haben sich etliche Pfunde auf meinen Hüften niedergelassen. Egal, wie sanft oder hart ich mit ihnen ins Wortgefecht gehe: Von allein werden sie wohl nicht verschwinden. Es hilft alles nichts: Bewegung ist angesagt. Nicht lange überlegt und die Laufschuhe angezogen: Ich fahre zum Trimm-Dich-Pfad um die Ecke. Mal so richtig die Sportsau rauslassen. Beste Voraussetzungen habe ich ja: Es ist warm, die Luft ist angenehm.
Armkreisen, Rumpf- und Kniebeugen, Dehnübungen, Liegestütze, Balken, Hangeln und Klimmzüge: alles kein Problem! Und dann stehe ich da: vor acht circa einen Meter zehn große Hürden, über die ich jetzt seitlich springen soll. Ach du meine Nase, das sieht mir nicht nach einem leichten Unterfangen aus. Ich nehme Anlauf und – bleibe so richtig doof davor stehen. Ganz schön hoch die Dinger. Nochmal das Ganze – und nochmal. Irgendwie muss ich es doch schaffen, über meinen Schatten zu springen und mich zu überwinden!
Und noch während ich da stehe und genau das immer wieder laut zu mir sage, denke ich schon wieder darüber nach, wieso man eigentlich über seinen Schatten springen soll. Das schafft man doch nie, das ist doch absurd!
Der Schatten eines Menschen ist eng mit seinem Charakter verbunden, lese ich nach. Der „schwarze Begleiter“ spielte immer schon eine große Rolle, so auch in Märchen wie Peter Pan. Wer die Geschichte kennt, weiß, wovon ich schreibe. (Ansonsten: Wendy muss Peters Schatten an seine Fersen nähen, weil er ihn schon einmal verloren hat …)
Im wahren Leben ist es natürlich unmöglich, über seinen Schatten zu springen, doch die Symbolik dahinter ist groß: Es erfordert oft viel Überwindung, bestimmte Dinge zu tun oder Entscheidungen zu treffen. Und egal, ob es physisch unmöglich ist: Ich nehme noch einmal Anlauf und springe über meinen Schatten – und über die erste Hürde.