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Liebende im Herbstlaub

Es ist kalt geworden. Das sind ja fast schon Wintertemperaturen. Und ich bin müde. Irgendwie so richtig dauermüde. Das muss am Wetter liegen. Na klar: Schuld ist eindeutig der Herbst.

Aber es nützt alles nichts: Um so richtig warm zu werden, brauche ich Bewegung. Die Laufschuhe geschnürt und ab in den Park. Ich spreche mir Laut Mut zu. Ein vorbeischlenderndes Ehepaar schaut mich ganz seltsam an.

Läufer mit Mützen und Schals – und ich in kurzer Hose. Ich sehe den Spaziergängern an, dass sie bereits bei meinem Anblick frösteln.
“Mama, warum hat die Frau eine kurze Hose an? Es ist doch kalt!” Echauffiert zeigt ein kleines Mädchen mit Zöpfen auf mich. Ich grinse es an. Die Mama grinst zurück.

Radfahrer ziehen an mir vorbei, bunte Blätter wehen mir zu Füßen und entspannende Musik dringt in meine Ohren. Ein Hochzeitspaar post für einen Fotografen. Liebende im Herbstlaub. Was für ein schöner Anblick! Und schon wirds mir warm ums Herz.

Liebende im Herbstlaub

Erbarmen

Sommer 2002, irgendwo in Dänemark: Erwachen in einem dunklen Verließ, umgeben von Betonwänden. Die junge Frau hat keine Ahnung, wo sie sich befindet und warum sie hier ist. Tage, Wochen, Monate vergehen. Und dann: Irgendwo aus dem Dunkel ertönt eine Lautsprecherstimme: Herzlichen Glückwunsch zu deinem Geburtstag, Merete. Du bist jetzt hier seit 126 Tagen, und das ist unser Geburtstagsgeschenk: Das Licht wird von nun an ein Jahr lang eingeschaltet bleiben. Es sei denn, du weißt die Antwort: Warum halten wir dich fest?

Die Abgeordnete Merete Lynggaard verschwindet im März 2002 ohne jede Spur auf einer Fähre von Rødby nach Puttgarden. Den alten Ermittlungsakten zufolge sei sie von Bord gestürzt und ertrunken. Doch Merete lebt, und sie hat längst beschlossen, ihren Peinigern keine Genugtuung zu verschaffen – selbst wenn das ihren eigenen Tod bedeutet …

2007. Vizekriminalkommissar Carl Mørck steckt in einer persönlichen und beruflichen Krise: Bei einer Schießerei kommt einer seiner Kollegen um, während ein anderer wahrscheinlich für immer querschnittsgelähmt bleiben wird. Mørck macht sich Vorwürfe, wird zunehmend depressiv. Seinen Kollegen in der Mordkommission ist er so keine große Hilfe mehr. Sein Vorgesetzter beschließt kurzerhand, das „Sonderdezernat Q“ zu gründen. Dieses soll sich mit alten, ungelösten Fällen beschäftigen. Die neuen Räumlichkeiten: im Keller. Problem gelöst. Mørck ist weg vom Fenster.

Carl Mørck lässt sich tatsächlich gehen. Doch als ihm der geheimnisvolle syrische Assistent Assad zur Seite gestellt wird, stoßen sie gemeinsam auf einen spektakulären Fall: das geheimnisvolle Verschwinden der Politikerin Merete Lynggaard. Carl und Assad kommen dem furchtbaren Schicksal der jungen Frau auf die Spur …

Emanzipation, Rätsel, familiäre Dramen, Psychopathen und Rettung in allerletzter Sekunde: Krimiautor Jussi Adler-Olsen lässt in Erbarmen nichts aus.
Sein Schreibstil ist brillant, er wechselt von komisch über ironisch zu fesselnd.

Nur der Titel müsste eigentlich anders lauten: Kein Erbarmen.

Der erste von bisher drei Fällen des Sonderdezernat Q unter der Leitung von Carl Mørck.
Unbedingt lesen!

Arschkarte

8.00 Uhr am Morgen. Die Hauptstadt ist längst erwacht. Zwei etwa zwölfjährige Jungs sitzen mir in der S-Bahn gegenüber. Zwei schwere Schulranzen sind ihre Begleiter. Einer der Jungen stöhnt laut auf. „Mann, immer krieg ich die Arschkarte.“ Er beklagt sich darüber, wie nervig seine kleine Schwester heute beim Frühstück war, dass sie ihn geärgert habe. Und wer hat dann die Schuld am Streit bekommen? Natürlich er. Der Freund nickt mitfühlend. Das kann er verstehen. „Na, bald sind Ferien, da machen wir dann was Schönes zusammen!“ Er grinst. Ein wirklich guter Freund.

Die Arschkarte ziehen. Hierzulande dürfte dieser Ausdruck wahrscheinlich jedem bekannt sein. Doch woher diese Redewendung stammt, ist noch immer nicht ganz klar.

Meine favorisierte Vermutung: Beim Fußball trug früher der Schiedsrichter die Gelbe Karte in der Hemdtasche, die Rote Karte steckte in der Gesäßtasche. Häufige Spekulation hierbei: Die beiden Karten steckten an zwei verschiedenen Orten, da man ihre Farben wegen des Schwarz-Weiß-Fernsehens nicht unter scheiden konnte … Wie dem auch sei: Wem der Schiedsrichter die Arschkarte zeigte – nämlich diejenige, welche in der Gesäßtasche steckte -, flog vom Platz. Unangenehm. Aber so einfach war das.

Und auch heute noch gebrauchen wir diese Phrase, wenn uns etwas Unangenehmes passiert ist.


Schülerinnen in der S-Bahn