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Fitness kennt kein Alter

Es „schneeregnet“. Macht nichts. Ich habe mir vorgenommen zu joggen, also jogge ich. Ich entscheide mich für die Strecke am Spreeufer: Von der Schlossbrücke geht es unter der Gotzkowskybrücke hindurch, an der Playa Paradiso vorbei bis zu Mercedes Benz. Dann erreiche ich den Tiergarten. Es wird langsam dunkel, doch der Park ist beleuchtet. Es macht Spaß zu dieser Tageszeit zu laufen. Auch bei diesem Wetter. Oder gerade bei diesem Wetter. Ich hüpfe in die Pfützen wie damals, meine warmen Füße werden angenehm gekühlt.

Auf dem Rückweg. Circa einen Kilometer vor der Schlossbrücke merke ich, dass der Boden unter meinen Füßen leicht vibirert. Aus den Augenwinkeln sehe ich eine Person, die zum Überholen ansetzt, doch dann auf meiner Höhe und in meinem Tempo bleibt. Es ist ein Mann. Ich schaue ihn verwundert an, und er bedeutet mir, die Ohrstöpsele herauszunehmen. Ich mustere ihn: Er ist um die 70, stelle ich erstaunt fest. Und er hat mich eingeholt.

„Entschuldigung, wo finde ich die nächste S-Bahn-Station?“ Er sieht richtig drahtig aus. Ich hoffe, dass ich in dem Alter auch noch so fit bin.
Ich schwanke zwischen den Bahnhöfen Jungfernheide und Charlottenburg, schlage ihm dann letztere vor.
„Danke!“
Er zieht an mir vorbei. Da kann ich mir noch eine Scheibe abschneiden. Den letzten Kilometer dann laufe ich etwas schneller.

Hauptsache Bewegung!

Zieh Leine!

Unterwegs in der Bergmannstraße. „Tiefstes Kreuzberg“. Hier tobt das Leben, und immer wieder fasziniert mich das. Vor mir auf dem Bürgersteig steht ein junger Mann um die 30. Der dünne Kerl hält eine rote Rose in der Hand und schaut verzweifelt an dem Haus hoch, vor dem er steht. Er macht mich neugierig. Ich bleibe stehen und schaue ebenfalls an der Häuserfassage hoch.

Mein Blick bleibt an einem rothaarigen Mädchen mit traumhafter Mähne haften, das aus einem der Fenster schaut. Sie macht ein missmutiges Gesicht. Das steht ihr gar nicht. Oh oh, ich ahne es: Diese Situation hier bedeutet Stress. Langsam und unauffällig bewege ich mich weiter.

„Mann, zieh endlich Leine! Ich will nichts von Dir!“ Sie schreit den jungen Mann an und knallt das Fenster zu. Ich fahre zusammen. Wie gemein. Mitleidig schaue ich ihn an. Er schaut zurück. „Da soll mir mal jemand sagen, dass ich nicht aufgeben soll. Ey, mir reichts!“ Er geht, die Schultern hängen. Ich kann ihn gut verstehen.

Mit der Redewendung Zieh Leine! fordern wir jemanden unsanft auf, endlich das Weite zu suchen. Höchstwahrscheinlich stammt sie aus der Binnenschifffahrt: Damals zogen noch Menschen und Pferde Kähne an dicken Leinen stromaufwärts. In ärmeren Gegenden wird noch heute „getreidelt“.

Auch ordentlich PS: Pferderennen in Hoppegarten