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Herzbrüder: Sie lieben und sie streiten sich

Kennt ihr das auch? Eure Kinder streiten sich, bis sich gefühlt die Balken biegen und ihr am liebsten völlig entnervt losschreien würdet, um dem Spuk ein Ende zu bereiten? Ich kann davon ein lautes Liedchen singen – und stecke nach bald zehn Jahren des Mamaseins noch immer mitten in einem fortwährenden Lernprozess: Wann soll ich während der Zwistigkeiten einschreiten – und wann besser nicht? Ganz ohne Streit geht es bei Geschwistern jedenfalls nicht – und das hat auch gute Gründe.

Nicht nur Mama und Papa: Auch Geschwister prägen uns

Ich meine, es ist doch so: Unsere Familie schenkt uns Liebe und Wärme und – wenn wir Glück haben – ein hohes Maß an Geborgenheit. Nicht nur Mama und Papa prägen uns dabei. Geschwister-Beziehungen sind für Psychologen ein besonders spannendes Thema. Und nicht nur für die, denn keine Beziehung ist meiner Meinung nach so stark von „Hassliebe“ geprägt wie die zwischen Brüdern und Schwestern (dabei bitte alle möglichen Geschlechterkombinationen ausmalen, der Richtigkeit halber). Und keine bietet komplexere Entwicklungsmöglichkeiten als sie.

Sie lieben sich – und sie streiten sich

Meine beiden Knirpse (neuneinhalb und sechseinhalb Jahre alt) treten manchmal wie totale Seelenverwandte auf: Stundenlang sind die beiden August-Kinder regelrecht in ein enges Zusammenspiel versunken, sie kennen sich gegenseitig besser als ihre besten Freunde, herzen und umschmeicheln sich, verteidigen sich gegenseitig vor „Feinden“ jeder Art – ob im Spiel oder in echt. Die beiden trennen fast genau drei Jahre, und ihre Bindung kann so innig sein, dass mein Herz vor Liebe überschäumt.

Mit den Nerven am Ende …

Und dann wieder streiten die Jungs – bis an den Rand ihrer und meiner Nervenkraft. Vor allem dann, wenn ich selbst müde, an- oder niedergeschlagen bin, fällt es mir sehr schwer, hier die Ruhe zu bewahren. Wie ich es trotzdem meist schaffe? Keine Ahnung, haha.

Aber mal im Ernst: Im Laufe der Zeit habe ich mir so einige Methoden erarbeitet, mit denen Hilfe ein Waffenstillstand – mehr oder weniger mühelos – gelingen kann. Manchmal schaffe ich es mit meinem „Brüll-Ausruf“: „Ich will nach Hause!!!“ Schweigen. Kind (Nummer 1 oder Nummer 2 oder beide gleichzeitig): „Mama, Du bist doch schon zu Hause!“ – Ich: „Ach so. Mist!“ Dann lachen wir – und kommen etwas weniger aufgebracht ins Gespräch. Ganz so leicht ist es natürlich nicht immer.

Der Streit hat auch seine gute Seiten

Erst einmal sei Folgendes gesagt: Neben allem, was uns dabei stresst und so richtig fertig machen kann, haben die Geschwister-Streitereien im Alltag auch ihre guten Seiten. Ja wirklich, denn Geschwister lernen dabei erstmals in ihrem Leben, sich zu erklären, durchzusetzen, zu behaupten, klar(er) zu kommunizieren, kleinere und auch mal etwas größere Konflikte zu „verhandeln“, sich in den Bruder hineinzufühlen, sich in ihn hineinzudenken. Ich glaube ganz fest daran, dass sich das später einmal noch positiver auf ihr Sozialverhalten auswirken wird.

Bitte vergleicht eure Kids nicht miteinander

Erstmal muss ich euch ein bisschen desillusionieren: Keine Streitereien wird es aus oben genannten Gründen nicht geben. Echt nicht. Da könnt ihr euch auf den Kopf stellen (und mit dem Hintern Fliegen fangen) … Es gibt aber in meinen Augen „zu viele und zu starke“ Konflikte, und hier solltest du wahrscheinlich einschreiten. Was also tue ich, wenn es so „richtig, richtig schlimm“ wird? Da möchte ich gern etwas weiter ausholen und meine Erfahrung schildern:

Ich habe zwei Schwestern, eine ältere und eine jüngere. Und bereits in sehr jungen Jahren hatte ich mir geschworen: Sollte ich selbst einmal Kinder haben, werde ich versuchen, sie nicht miteinander zu vergleichen. (Liebe Mama: Ich weiß, wir Eltern machen viele Fehler. Dies hier ist kein Vorwurf; meine Jungs werden mir genug vorzuwerfen haben. Tausend Küsse und mein liebe- und respektvoller Dank sei an dieser Stelle an Dich als Mama dreier Kinder gerichtet! Ich liebe Dich und danke Dir, dass Du so wenig Fehler gemacht hast. 🙂

Brüder als konkurrierende Rivalen

Dass wir unsere Kinder nieee miteinander vergleichen, ist natürlich unrealistisch und zudem noch Utopie; zumindest tun wir das doch in unseren Gedanken oder unter uns Eltern. Aber wir sollten es, finde ich, nicht „im Außen“ tun. Warum eigentlich nicht? Ich bin davon überzeugt, dass vor allem bei geringem Altersabstand Kinder – je mehr man auf dieser Vergleichsschiene fährt – immer stärker miteinander konkurrieren. Um Spielzeug, Zuneigung, Nahrung. Und sich daraus eventuell eine Art Geschwisterhass entwickeln kann …

Streitereien haben immer einen Grund

Diese „Eifersucht“ aber ist nur einer der Gründe, wegen derer Kinder sich ständig und überall zoffen. Denn auch, wenn wir Eltern es nicht wahrhaben wollen: Streitereien haben Gründe. Und zwar immer. Und die sollten wir wachen Auges hinterfragen. (Langeweile? Fehlende Aufmerksamkeit? Schwierigkeiten in KiTa oder Schule? Starke Veränderung im Leben? Und was ist mit mir? Bin ich, ihre Mama, vielleicht zurzeit besonders gestresst?)

Nicht immer gleich einschreiten

Meist mische ich mich gar nicht erst in die Auseinandersetzungen zwischen meinen Söhnen ein; ich lasse sie lieber erst einmal machen – und frage gegebenenfalls, ob sie meine Hilfe benötigen. Manchmal überlegen wir zusammen, ob wir eine Lösung finden können. Ich stelle Fragen wie: „Was genau ärgert Dich?“ oder „Wie könnt ihr das Problem lösen? Habt ihr eine Idee?“ Aber gleich und „einfach so“ einmischen? Never, denn am Ende sind die Kerlchen nicht nur auf sich, sondern auch noch auf mich sauer – und dann beginnt das berühmte Rad zu rollen. 😉

Zwistigkeiten nicht persönlich nehmen!

Mal klappt es und mal klappt es nicht mit dem „schonenende Auflösen“ von Zankereien. Das zu lernen ist ein Prozess, der eben dauert – und dabei ganz klar anstrengend für alle ist. Aber, lieber Papa und liebe Mama dort draußen: Nimm es nicht (zu) persönlich. Und auch, wenn es oft so aussieht, als ob nur Deine Kinder so harsch miteinander sind: So ist es definitiv nicht. Denn wie heißt es noch gleich? „Streit kommt in den besten Familien vor.“ Und nicht nur in denen, sondern in wirklich allen.

„Mama, ich will keine Hausaufgaben machen!“

Es gibt einfach Tage, an denen ist die Laune im Keller, nichts macht Spaß und es heißt nur noch Augen zu und durch. Das geht nicht nur uns Erwachsenen so. Auch Kinder haben manchmal „null Bock“ und überhaupt keinen Elan. So schaffen es meine beiden Grundschuljungs – ein Erst- und ein Viertklässler – und ich (meist) trotzdem, uns durch den Hausaufgabenberg zu quälen.

Genauso anstrengend wie ein Arbeitstag

„Mamaaa, ich will heute keine Hausaufgaben machen!“ Mein sechsjähriger Erstklässler kommt mittags nach der Schule zur Tür herein und stöhnt inbrünstig diesen Satz heraus. Wirklich so richtig schön theatralisch-demotiviert. Sein neunjähriger Bruder schweigt. Auch er sieht etwas müde und genervt aus. Ich verstehe die beiden, den ganzen Vormittag lang waren sie in der Schule; hier standen vor allem Lernen und Lärm auf der Tagesordnung – ganz schön anstrengend für die Zwerge.

Keinen „Bock“ auf Hausaufgaben

Das Mittagessen steht auf dem Tisch. Immerhin gibt es eines der absoluten Lieblingsessen der Kinder: Tortellini mit Rahmspinat und Fisch. K. und P. hauen kräftig rein, die Stille wird nur durch das Klappern und Klirren von Besteck, Tellern und Wassergläsern unterbrochen. Doch die Ruhe hält nicht lang an. Es geht wieder los: „Mama, ich hab keinen Bock auf Hausaufgaben.“ Diesmal ist es mein Viertklässler, der sich maulend über die schulischen Pflichten daheim beschwert …

Erst mal „chillen“

P. schlägt vor, erst einmal etwas anderes zu tun. Abstand gewinnen? Gute Idee. Basteln oder malen oder so? „Ja Mama, lass erst mal chillen.“ Ich muss grinsen. Wann ist der Kerl eigentlich so groß geworden? Irgendwie geht das wirklich ganz schön schnell … Wir starten mit ein paar Basteleien und gönnen uns dazu ein Hörbuch: „Die unendliche Geschichte“. Wunderbar. Ich vergesse zu schneiden und zu zeichnen, schaue aus dem Fenster, träume vor mich hin und schaue den Blättern beim Segeln auf die Wiese und die Dächer in der Ferne zu … Mein Herz wird weit. Ich bin gerade wirklich sehr zufrieden. Meine Söhne scheinen es auch zu sein.

Jetzt geht’s lohos …

So langsam aber drängt die Zeit. Es dämmert sogar schon. Mist. „Jetzt sollten wir aber so langsam mal mit den Hausaufgaben starten“. Ich. Ein Murren. „Och Maaann …“ K. „Passt mal auf“, höre ich mich sagen, „ich habe eine Idee.“ Neugierige, hoffnungsfrohe Kinderaugen. Ob sie um die Aufgaben herumkommen werden? „Ich mache uns was Schönes zu essen, Motivationsfutter!“ Okay, das war vielleicht nicht ganz das, was die Knirpse jetzt erwartet hatten, aber ich sehe: Das könnte wohl klappen. Leckereien gehen immer.

Ich beauftrage die Kinder, doch schon mal ihre Hefte, Bücher und Federmappen bereit zu legen, während ich Apfelschnitze schneide, sie hübsch auf einem Teller drapiere und sie um Gurkenscheiben, Salzstangen und ein paar Gummibärchen ergänze. Sieht ganz schön aus. Grün, Gelb, Orange, Braun … Ach, im Kühlschrank habe ich noch Heidelbeeren. Blau.

Schritt für Schritt

Die heutige Aufgabe für K.: Zahlen schreiben. Mein Erstklässler jammert bereits nach acht Neunen … Puh. Das ist aber auch eine stumpfe Aufgabe. Ich erinnere mich daran, dass mein Viertklässler das damals auch öde fand … Der ruft plötzlich: „Mama, ich kenn ein witziges Lied aus der Schule!“ Ach ja? Lass mal hören. „Mathe ist ein Aaarsch für mich, ich check die Zaaahlen nich …!“ Wow, das kannte ich tatsächlich noch nicht. Wir lachen alle, und dann geht es weiter mit dem Zahlenschreiben, Rechnen und Schreiben. Schritt für Schritt zum Ziel.

Dieser Text erschien erstmals am 25.11.2022 auf dem Online-Portal „Hallo:Eltern“.

Wenn Kinder „es“ wissen wollen …

Ich weiß gar nicht mehr genau, wann das eigentlich angefangen hat mit „der Fragerei“. War P. da sechs oder sieben Jahre alt? Ich kann mich wirklich nicht an sein genaues Alter erinnern, an die konkrete Frage hingegen schon. „Mama, woher kommen die Babys?“

Meine Antwort war kurz, aber anscheinend erst einmal gut genug: „Wenn ein Mann und eine Frau sich körperlich lieben, kann es passieren, dass die Frau schwanger wird.“ Ich sehe seine kugelrunden Augen noch vor mir, sein fragendes Gesicht. Stellte er sich jetzt zwei umarmende Erwachsene vor? Die vielleicht wild herumknutschen und sich berühren? Geschürzte Lippen bei meinem Kind – dann rannte er wieder davon, sein Lego wartete schließlich … Als er dann etwas älter war, vielleicht so acht, wollte er es ganz genau wissen – und so „packte ich dann mal aus“ (schönes Wortspiel in diesem Zusammenhang, nicht wahr?) …

„Kindern die Scheu vor Fragen nehmen“
Ach: Übrigens hatte ich mich kürzlich – diese Kolumne zum Anlass nehmend – einmal in den sozialen Medien bei den anderen Eltern umgehört, wie die „das“ mit der Aufklärung denn so handhaben. Erstaunlicherweise erhielt die Anfrage an sich viele Likes, kommentiert hat dann jedoch tatsächlich nur Frank G. aus Baden-Württemberg – Vater vierer Kinder. Aber was er zu sagen hat, ist wichtig, zählt im Prinzip doppelt: „Wir sollten den Kindern die Scheu vor dieser Art von Fragen nehmen, offen und ehrlich antworten – natürlich auf dem jeweiligen Niveau des Kindes.“ Kann ich persönlich nur unterstreichen.

Geschlechtsteile und „der Akt“
Und wie habe ich „das mit der Aufklärung“ nun gemacht? Zunächst einmal beschrieb ich meinem damals etwa achtjährigen Sohn etwas genauer die primären und sekundären Geschlechtsorgane von Jungen und Mädchen, von Männern und Frauen – und wie diese sich im Laufe der Zeit verändern. Das fand er spannend und stellte noch so diese oder jene Frage zu den jeweiligen anatomischen Besonderheiten des weiblichen und männlichen Geschlechts. Als ich zum „Akt“ an sich kam – Ge-schlechts-ver-kehr! (Hähä!) – runzelte er etwas die Stirn. Das wiederum brachte nun mich zum Lachen, und so erklärte ich beschwichtigend: „Ja, das klingt ein bisschen seltsam, ich weiß. Und ich kann mich noch daran erinnern, wie verwirrt ich damals war, als ich das erfuhr – aber neugierig wie Du jetzt! Glaub mir einfach, wenn ich Dir sage: Sex ist schön und macht Spaß.“

„Wahrheit oder Pflicht?“
Inzwischen weiß ich natürlich von P.s Berichten aus der Schule, wie „heiß“ es unter den neun- und zehnjährigen Grundschüler:innen bezüglich dieses Themas zugehen kann – und bin froh, dass er „Bescheid“ weiß. (Ausgrenzung ist ja auch wieder so ein Thema für sich … *seufz*)
Unwissend inmitten einer Horde präpubertärer Kids? Oh oh … (genau, ihr wisst schon, was ich meine). Und dann gibt es da ja auch noch Spielchen wie „Wahrheit oder Pflicht?“. (An dieser Stelle verdrehe ich einfach nur mal demonstrativ die Augen, ja?)

Sex – eines der schönsten Dinge der Welt
Hat Frank dazu noch etwas Hilfreiches zu sagen? Auf jeden Fall dies: „Ich sage meinen Kindern auch, dass sich Gefühle im Lauf des Erwachsenwerdens verändern und dass Sex für mich etwas ist, das mit dem Austausch von Gefühlen und Zärtlichkeit zu tun hat. Und dass die Art, wie sich Mama und Papa lieben, doch etwas anders ist als unseren Elternliebe für sie.“ Und – ganz wichtig: „Dass Sex zu den schönsten Dingen der Welt zählt.“
Ja, denke ich, genau so, prima! Und: Schade eigentlich, dass die „Fortpflanzung“ – Sex, Sex, Sex! – noch immer so ein schambehaftetes Tabuthema ist. Wie viel offener könnte eine Gesellschaft sein, gingen wir unseren Kids gegenüber damit unverkrampfter – und natürlicher! – um?

Plötzlich vierte Klasse: Mein Junge wird groß!

Die Sommerferien 2022 sind vorbei, mein „Großer“ ist jetzt schon ein Viertklässler – und wirkt dabei auf einmal so erwachsen. Wann ist das eigentlich passiert?

Auf einmal sind sie groß

Da steht er vor mir: vom Kindchenschema nur noch in Ansätzen eine Spur. Groß ist er geworden – und so schlaksig, naja: eher drahtig, mit langen, dünnen Beinen und Armen. Die Haare trägt er über schulterlang, schiebt sie sich lässig zur Seite. In dieser Sache ist er sogar ein richtiges Vorbild für andere Jungs geworden. Neulich schrieb mich die Mama eines Kumpels an: „A. möchte jetzt auch so langes Haar wie Dein Sohn.“ (War sie begeistert oder nicht so? Egal.) Ich schweife ab, bin stolz, na klar.

Eine neue Reife ist erreicht

Heute feiert P. seinen neunten Geburtstag nach, und ich beobachte ihn und die anderen Kids. Einige kenne ich seit der gemeinsamen Kindergartenzeit. Einer der Jungen ist mittlerweile knapp zehn Jahre alt, ebenfalls in der vierten Klasse und trägt Schuhe in der Größe 41 (ja, ich habe heimlich die Sohlen beschaut, weil sie mir echt groß vorkamen). Da kann ich nur noch staunen: Damit hat er mich in Sachen Fußlänge eingeholt. Auch sonst wirkt der in meiner Erinnerung eher „rabaukige“ Knabe jetzt ruhiger, erwachsener. Und auch mein Kind hat eine ganz neue Reife erreicht – in Sachen Körper und Geist.

Wie schnell er rennen und Radfahren (und rechnen) kann! Fast alles, was er unternimmt, wird zu einem kleinen Wettbewerb aufgebauscht. Kräfte und Energien messen stehen bei ihm und seinen Altersgenossen ganz hoch im Kurs. (Der kleine Bruder hat es da manchmal ganz schön schwer hinterherzukommen – und jammert. Da muss ich durch.)

Vergleich und Wirkung sind wichtig geworden

P. denkt rationaler, vergleicht sich jetzt wesentlich mehr mit seinen Freunden, unterscheidet ganz offenkundig stärker zwischen ihnen und sich selbst. Mein „Söhnchen“ versteht immer besser, dass es andere Wahrheiten gibt und es nicht nur seine eigenen sind, die zählen oder die richtigen sind. Sicher ist dies keine leichte Erkenntnis. Nichtsdestotrotz ist ihm zurzeit die Meinung der Freunde und Freundinnen besonders wichtig.

Ein Beispiel: Eigentlich lege ich ihm morgens die Klamotten raus, doch immer häufiger kommt es vor, dass er sie gegen andere tauscht, weil die eine Hose oder der andere Pullover „nicht mehr so cool“ aussehen. Schmunzelnd und staunend stelle ich fest: Der Weg zur Pubertät wird hier wohl gerade geebnet … Ich erinnere mich selbst noch sehr gut an meine eigene.

Stärkeres Mitgefühl für die anderen

Auch eine ziemlich krasse Entwicklung in Sachen Mitgefühl konnte ich beobachten: Als ich neulich Bauchweh hatte und im Bett lag, brachte P. mir sein Körner-Krokodil. Zuvor hatte er es in die Mikrowelle gelegt und für mich erwärmt. Seine beiden Lieblingskuscheltiere – zwei Hammerhaie – legte er ebenfalls zu mir. „Damit Du nicht alleine bist.“ Und das bin ich jetzt häufiger, denn seine Freizeit möchte er natürlich lieber mit seinen Kumpels verbringen … (Ja, auch das gehört dazu: Er erlangt immer mehr Unabhängigkeit von mir. Es ist schön für mich, das zu erleben. Etwas Wehmut mischt sich bei. Die gestehe ich mir aber zu – nach „allem“ …)

Regeln, Regeln, Regeln – und Konsequenzen?

Im Freundeskreis haben die Kids ihre eigenen Regeln, denen sie folgen. Oft fragt mich P., was er tun soll, wenn jemand dagegen verstößt: Soll er seinem Freund noch mal verzeihen, wenn der fies zu ihm war? Ist es die Freundschaft wert? Fragen über Fragen …

Durch das gemeinsame Spielen, das Einhalten und eben Nichteinhalten dieser Regeln und durch das Experimentieren mit eigenen und fremden Grenzen lernen die bald Halbstarken, sich pragmatisch zu verhalten sowie mit Selbstzweifeln, Launen und Frust umzugehen.

Ich darf das alles (und noch viel mehr) gerade erleben, und ehrlich gesagt kostet es mich Einiges an Anstrengung, das aus- und durchzuhalten.

Aber ich sehe ja, wie es P. Schritt für Schritt richtig gut gelingt, (mit Unterstützung seiner Eltern, selbstredend) seinen eigenen, individuellen Weg zu finden.

Mensch, denke ich bei mir, als ich meinen Sohn inmitten der anderen Kinder auf seiner Geburtstagsparty herumtollen sehe, wann ist er eigentlich so groß und so reif geworden? Verdammt, gefühlt trank er doch erst vorgestern an meiner Brust und knüpfte gestern oder so mit drei Jahren im Kindergarten seine ersten Freundschaften …

Mensch, was bin ich stolz auf den – gar nicht mehr so knirpsigen – Knirps.

Dieser Text erschien erstmal am 20. September 2022 bei „Hallo:Eltern“.

Sexismus und Co.: So vermitteln „Jungseltern“ ihren Kids den respektvollen Umgang mit Mädchen und Frauen

Für ein Online-Parenting-Magazin beschäftigte ich mich mit einem etwas „heiklen“ Thema – und zwar diesem hier: „Wie lehre ich meine Jungs einen respektvollen Umgang mit dem weiblichen Geschlecht?“ Puh. Darüber könnte ich – Mama zweier kleiner Jungs im Alter von bald neun und bald sechs Jahren – ganze Fachbücher schreiben. Doch musste ich mich leider auf eine Kolumne beschränken. Et voilà – hier ist sie.

Ehrlich gesagt finde ich das oben benannte Thema sowas von schwierig und komplex, dass ich mich dazu erst einmal in den sozialen Medien umhören „muss“. Meine eigene Meinung? Jaja, die habe ich natürlich auch. Sie kommt auch, warte ein bisschen.

Das familiäre Vorbild ist wichtig“
Heike, eine tolle Frau Mitte fünfzig und Mutter eines inzwischen erwachsenen Sohnes, antwortet mir prompt: „Ich glaube, das Allerwichtigste ist das familiäre Vorbild.“ Und genauer? „Wie gehen Männer und Frauen miteinander um? Das ist das Entscheidende.“ Ja. Das leuchtet ein oder? Und es erinnert mich an unseren eigenen, familieninternen Umgang miteinander. Wir Eltern leben zu Hause „relativ gleichberechtigt“. Okay, ich kümmere mich etwas mehr und häufiger um die Buben und arbeite selbst halbtags (vormittags), um nachmittags eben genau das tun zu können: mich intensiv mit meinen Jungs beschäftigen.

Mädchen tun dies, Jungs das? Macht und Verantwortung
Lernen meine „Männerchen“ daraus, das eine Mama sowas „eben so tut“? Ich denke: Ja, das kann gut sein. Na und? Ich finde es nicht schlimm oder gar „besorgniserregend“. Warum auch? Ich kann es nicht mit einhundertprozentiger Sicherheit sagen, aber: Ich als Kind der DDR kam früh in die Krippe, wurde erst gegen fünf Uhr am Frühabend wieder abgeholt. Ich kannte es nicht anders, aber ich bin überzeugt, dass genau das etwas (leider nicht allzu viel Gutes) mit mir und meinem Selbstwertgefühl gemacht hat. Doch das ist wieder eine andere Geschichte. Ich jedenfalls wollte es „anders“ machen – und behielt meine Jungs bis zum Einläuten des „Kindergartenzeitalters“ daheim. Ob das „richtig“ war? Ja, davon bin ich überzeugt (ICH, ihr müsst gar nix, okay? Wie sagt man so schön: Jeder nach seiner Façon. Finde ich in Bezug auf dieses Thema jetzt zwar NICHT, aber egal). Auch das ist wohl ein Thema für sich und hat mit dem Thema „Sexismus“ nur bedingt zu tun.

Die größten Sexisten sind Frauen“
Frank – Vater vierer Kinder, darunter zweier Jungs – ist Ende fünfzig und denkt wie folgt: „Sexismus ist sogar herrlich, wenn man in einer kleinen Gruppe Gleichgesinnter ist und darüber lachen kann. Die größten Sexisten sind übrigens Frauen untereinander … Doch sie geben das nur selten zu. Der echte, eher ’niederträchtige‘ Sexismus kommt seltener vor. In unserer Familie spricht das vor allem meine Frau sofort an. Wir warnen die Kids davor, dem schlechten Beispiel zu folgen. Meist handelt es sich jedoch nicht um aktuelle Themen, sondern um Beispiele, Handlungen oder Wörter aus der Vergangenheit, die gelegentlich angeschwemmt werden.“ Gleichberechtigt, gleich behandelt, gleich … gesinnt? Ich finde: Machen wir doch bitte kein Drama draus … jedenfalls nicht hier (okay, gleich viel verdienen, daraus schon …).

Kein Gedöns draus machen“
Auch ein Mann ohne Kinder meldet sich zu Wort. „Ich glaube, man sollte kein Gedöns draus machen“, schreibt Günter K. „Die Kinder bekommen das schon mit und fragen. Ich finde, dass Erwachsene dann korrekt nüchtern und sachlich antworten sollten.“ Nüchtern? Weiß ich nicht. Rotwein wäre gut (haha). Aber sachlich? Ja, da bin ich für. Aber jetzt mal ganz im Ernst: Ich gehe an dieser Stelle ganz bewusst nicht ins Detail und versuche, etwas „Schönes“ entstehen zu lassen. Seid mir da bitte nicht gram.

Wie „handhabe“ ich das?
Schluss mit dem Herumdrucksen und weit ausholen. Also: Ich persönlich ziehe meine Jungs mit dem Gedanken an all die kleinen Mädchen all der anderen Frauen groß. Eben, weil ich als doppelte Jungsmama irgendwie die „Macht“ und gleichzeitig die Verantwortung habe, ein Antrieb für einen Wandel in der Gesellschaft zu sein – für eine, die das weibliche Geschlecht stärker wertschätzt. Und hätte ich (ein oder mehrere) Mädchen? Würde ich das Gleiche umgekehrt tun. Hä? Ist doch klar: Weil ich eigentlich nicht „Jungen“ oder „Mädchen“ erziehe, sondern … Menschen. Oder? Oder was? Ich wünsche mir JETZT und HIER eigentlich nur Eines: ein generell (!) respekt- und liebevolles Miteinander – egal, ob weiblich oder männlich. (Mensch!)