Alles für die Katz‘!

„Mann, gerade hab ich hier frisch geputzt! Jetzt lauft ihr wieder mit den schmutzigen Gummistiefeln drüber. Alles für die Katz!“

So oder so ähnlich habt ihr es in vergangenen Zeiten sicher nicht nur einmal von eurer eigenen Frau Mama gehört – und auch ich selbst kann mich jetzt nicht davon freimachen, meinen Jungs Derartiges leicht verärgert (*räusper*) hinterherzu- … äh … rufen, wenn sie wieder einmal mit den Dreckschuhen durch den Flur schlurfen oder sie durch die Gegend schleudern.

Aber was bitte hat ein niedliches, kleines Flauschekätzchen damit zu tun, wenn eine „Drecksarbeit“ quasi immer wieder „umsonst“ verrichtet wurde/wird? (Ja, ich kenne den Unterschied zwischen „umsonst“ und „kostenslos“.)

„Umsonst“ ist dann auch gleich schon das Stichwort für eine kleine Geschichte von Fabelerzähler Burkard Waldis. Der Titel: „Der Schmied und die Katze“.
Und die geht in etwa so: Ein Schmied leistete tolle Arbeit und ließ sich von seinen Kunden immer nur das bezahlen, von dem sie dachten, es wäre angemessen. Jetzt kann man es sich bereits denken: Menschen denken ja eher „pragmatisch“ – und wollen natürlich am liebsten gar kein Geld ausgeben.

Der Dank für die Arbeit des Schmieds war am Ende nur ein „Danke“. Was machte das mit dem Dienstleister? Klar, der verbitterte im Laufe der Zeit. Wer arbeitet gern auf die Dauer „umsonst“?

Okay. Und die Katze … ? Ach ja: Der Schmied band nun seine fette Katze im Eingangsbereich der Werkstatt an, und jedes Mal, wenn ein Kunde ein „Danke“ herausbrachte, sagte der Schmied zu seinem Haustier: „Für Dich, Katz'“. Natürlich konnte auch das arme Schnurrchen davon nicht leben – und verhungerte (sic: Hungerlohn) elendig …
Es war eben alles für die Katz‘ …

Umzug mit Kids? Kann auch lustig werden (wirklich!)

Umziehen kann ganz schön anstrengend sein – vor allem dann, wenn Kinder mit von der Pack-Partie sind. Sortieren, Schleppen, Streichen. Einfach alles steht herum, die zu verlassende Bude versinkt im Karton-Chaos. Die Kleinen rennen umher und bauen „sportliche Parcours“ aus Matratzen, Bettbrettern und Krimskrams. Stolperfallen für Mama und Papa – höchstwahrscheinlich gerade mit Karton im Arm – garantiert. Wie so ein Auszug trotzdem und überwiegend spielerisch gelingt – darüber schreibe ich hier.

„Mama, wir bauen ein Haus aus leeren Umzugskartons, okay?“, brüllt der Achtjährige vom Erdgeschoss aus durch die Bude. „Geht klar!“, plärre ich zurück aus dem OG – und freue mich insgeheim, dass die beiden mir mit dem Aufbau der sperrigen Dinger sogar ein bisschen Arbeit abnehmen. „Ihr könnt so viele nehmen, wie ihr wollt!“

Als ich etwa eine Dreiviertelstunde später nach unten komme, staune ich nicht schlecht: Da steht doch tatsächlich ein Iglu aus zahlreichen hellbraunen Kartons. Einfach toll – gestapelt wie Stein auf Stein. Ich beuge mich nach unten und schaue neugierig in den Eingang: Da hocken die beiden Zwerge auf einer dunkelbraunen Kuscheldecke mit Laternen-Leuchtstäben ohne Laternen, Getränken und Keksen.

Häuschen aus Klötzchen? Aus Kartons!

Der Fünfjährige strahlt. „Wie findest du unser neues Kartonhaus, Mama?“ Die ist natürlich hellauf begeistert, klatscht in die Hände und erwidert grinsend: „Na, dann können wir doch eigentlich gleich hier einziehen, was? In unser kleines Häuschen im Haus. Dann muss ich aber gucken, wie ich meinen Hintern da rein bekomme.“ Die Jungs kichern, krabbeln aus ihrer Bude und rennen fröhlich drum herum. „Jaaa!“ Die Idee finden sie natürlich toll.

Mich persönlich erinnert das Haus ja an ein Märchen aus dem alten slowakischen Kinderbuch „Häuschen aus Klötzchen“. Hach – da werden Erinnerungen wach. Bratislava-Assoziation einer jetzt inzwischen (fast) Erwachsenen: Wälder, Weingüter, Karpaten. Na, liebe Eltern? Das wäre doch jetzt mal was oder? Oh. Ich schweife ab …

Es wird anders, aber schön anders

Ein paar Tage später sieht es hier schon ganz anders aus: Möbel sind zum Teil auseinander gebaut; die Kartons stapeln sich – nicht mehr ganz so fröhlich und nicht mehr leer. In etwa zwei Wochen werden Wohnort und Haus mit Garten anders sein, weniger Garten (immer noch groß), mehr Platz im Haus. „Endlich ein eigenes Zimmer für mich“, freut sich P. schon lange, der sich noch ein Zimmer mit seinem kleinen Bruder teilt.
Wir haben das Glück, dass wir nicht weit weg ziehen – quasi aus der Stadt an den Rand. Der Drittklässler wird weiterhin seine Grundschule und das Vorschulkind seinen Kindergarten besuchen können.

„Jetzt wird es langsam wirklich ernst, Mama. Jetzt fühle ich richtig, dass wir umziehen.“ P. lässt das Chaos auf sich wirken und schaut mich nachdenklich an. „Irgendwie bin ich so aufgeregt.“ Klar. Kann ich verstehen. Ich ziehe ihn an mich. „Geht mir auch so.“ Mensch, Mist, fällt mir jetzt nicht noch was Kluges, eine Art Binsenweisheit ein … ? Ah, ja, ich hab‘ was! „Aber Veränderung kann sehr schön sein, mein Schatz!“
Ein Paar Kinder-Augenbrauen ziehen sich zusammen. Okay, das mit dem Aufmuntern hat jetzt nicht zu einhundert Prozent geklappt. Aber das muss es ja auch nicht: Denn was drückt das Wort „Veränderung“ vor allem aus? Genau: Es wird eben etwas anders werden.

Raus aus dem (All-)Tag, rein in die Nacht – aber wie?

Bei vielen Familien geht abends beim Zubettbringen der Kinder noch einmal so richtig die Post ab. Warten, Wehren, Weinen … Das muss nun wirklich nicht sein, finde ich. Behaupte jedoch nicht, dass es das Einfachste von der Welt sei, die Kleinen möglichst stressfrei in die „Heia“ zu bekommen. Ich berichte euch von unseren Abendritualen – und befrage gleich noch ein paar andere Eltern, wie sie dem Thema gegenüberstehen.

19:30 Uhr. Meine beiden Jungs rennen durch die Bude, eine Runde ums Klavier oder machen noch mal schnell ihr „Abendtrampolin“ auf dem Elternbett. „Mamaaa, jagst Du uns?“ Puh.

Klingt anstrengend? Ist es auch. Und zwar so richtig. Manchmal wünsche ich mich wirklich ganz weit weg von hier, nach Mauritius oder so … Denke ich allerdings genauer darüber nach, scheint mir unsere „rabaukige“ doch die entspanntere Variante neben etwa den folgenden dreien zu sein: „Nein! Ich geh‘ nicht ins Bett!“ oder: „Nee! Meine Zähne putz‘ ich nicht!“ und: „Nö! Ich zieh‘ mich nicht um!“.

Mit Druck und Zwang? Kann man natürlich ausprobieren. Zur physischen Herausforderung käme dann allerdings noch die psychische. Vom Regen in die Traufe? Hm, ja. So stellt es sich für mich jedenfalls dar. Und genau deshalb machen wir das hier zu Hause lieber ein bisschen anders.

Alles „um die Wette“

Darum spielen wir abends eben eine Runde Fangen, räumen die Millionen an LEGO-Kleinteilen um die Wette auf oder machen irgendeinen – ziemlich sportiven – Quatsch, der für die Bengelchen-Engelchen den Tag wenigstens mal mehr und mal weniger kichernd bis lachend ausklingen lässt (und auf den Hometrainer oder ins Fitnessstudio müssen wir dann eigentlich auch nicht mehr …).

Ansonsten haben wir aber schon eine feste Reihenfolge, was das Umkleiden und die Pflege der Jungs betrifft: K. (fünf) ist abends zuerst dran, dann P. (acht Jahre). Morgens ist es genau anders herum. So bringen wir zudem noch „Gerechtigkeit“ ins Spiel. Aber wehe, diese Abfolge stimmt mal nicht so ganz („ICH bin zuerst, das ist unfair!) … Das ist nun wiederum eine andere Geschichte, die ich euch jetzt besser nicht erzähle; ich bin mir ziemlich sicher: Ihr kennt sie ohnehin bereits.

Lesen, lesen und nochmals lesen

Was für uns alle vier – den Papa, P., K. und mich – auf jeden Fall wichtig ist – und auch hier darf es keinerlei Abweichung geben: Wir lesen etwa 20 bis 30 Minuten zusammen – jeden Abend: „Die Abenteuer des Huckleberry Finn“, „Die Schatzinsel“, „Giraffenaffen“ oder „Alle lieben Paulchen“? Egal was. Hauptsache schmökern. Denn sowohl der Papa als auch ich sind und waren schon als Kinder: echte Leseratten. Und ihr wisst ja: Wer es vorlebt, muss mit den „Konsequenzen“ rechnen.

Und wie machen es andere?

Mich interessierte sehr, wie es „die anderen“ machen – möglichst harmonisch. Deshalb startete ich kürzlich spontan eine kleine Umfrage zum Thema „Abendrituale“.

Ina aus Oldenburg und ihre Teenager-Tochter zum Beispiel halten es wie folgt: „Wir schreiben zusammen Gedanken und Erinnerungen in unser Erlebnistagebuch, die wir einfach loswerden oder miteinander teilen möchten.“ Die dreifache Mama braucht dies auch selbst zum Verarbeiten des Tages. Klingt hervorragend, finde ich.

Einer meiner Journalistenfreundinnen, Doreen aus Hamburg, hat sogar vier Kids und packt vor dem Zubettgehen mit ihnen den „Wunschkoffer“: klassisches Spiel, kennt jeder (bei Aufklärungsbedarf fragt gern bei mir nach). „Und zur Muskelentspannung mache ich Ameisen-Krabbeln“, ergänzt die 50-Jährige, „Einer übernimmt die Rolle des mutigen Insekts, das sich traut, alles auszukundschaften. Die anderen liegen im Bett und hören zu. Die Ameise wandert in Gedanken zu allen Zehenspitzen, Fingerspitzen und schaut, ob alles okay ist und wünscht jedem Körperteil eine gute Nacht.“ Klasse oder?

Erinnerungen an die schönen Dinge des Tages

Die 33-jährige Anna-Maria ist Mutter zweier Söhne und zudem noch meine Schwester. ❤ Sie lebt mit ihrer Familie an der wunderschönen Mecklenburgischen Seenplatte – und erzählt: „Wir haben Würfel mit verschiedenen Motiven. Zum gewürfelten Bild denken wir uns eine Geschichte aus. Das ist mal etwas anderes und macht echt Spaß. Inzwischen ist Y. zwölf Jahre alt; den Rest kann man sich denken.“ Sie fügt einen zwinkernden Smiley zu ihrer geschriebenen Nachricht. Und ich spüre förmlich ihr Schulterzucken: die liebe Pubertät …

Frauke und ihr Sohn bedanken sich am Ende des Tages „für eine Sache, ein Gefühl oder ein Erlebnis“. Im Anschluss massiert die Mama ihrem Kleinen mit einem „natürlichen und toll duftenden Öl“ die Füßchen. Da möchte man doch auch gern noch mal Kind sein oder?

Und die 42 Jahre alte Fotografin Anne aus Münster macht mit ihren drei Kids im Alter von fünf bis zwölf Jahren eine „meditative Traumreise“: Die Kinder sagen, wo sie hin wollen, „und ich erzähle ihnen von ihrer Reise.“ Sie visualisiert eben gern. 😀

Oh, bisher nur weibliche Stimmen. Lassen wir doch auch mal wieder einen Papa zu Wort kommen. Johannes (40) aus Berlin findet es ganz wichtig, sich mit seinem Nachwuchs „die drei schönsten Erlebnisse des Tages“ zu erzählen. „Das entspannt und bereitet gut auf die Nacht vor.“

… Ganz egal, wie wir alle es machen. Hauptsache entspannt oder? Denn genau so soll schließlich auch die Nacht sein.

Ein alter Tagebucheintrag

17. April 2008

(Auszug/Übertragung aus dem handschriftich verfassten Tagebuch)

Mein Flieger nach New York hat eine Stunde Verspätung. Ich ärgere mich etwas, eigentlich völlig unnötig: Ich werde den Anschlussflug locker schaffen. Es war ein guter, sanfter Langstreckenflug, jetzt Landung. Ich bin allein unterwegs, fühle mich frei und starte in ein neues Abenteuer.

13:25 Uhr. Passkontrolle. Der Zoll ist ein Erlebnis für sich. Auf Nummer sicher eben, und das ist gut so nach 2001. Die Menschen am Airport sind unfreundlich und lassen einen dauernd ihre Genervtheit spüren. Ich mache mich auf die Suche nach Bier.

In der Flughafenkneipe „Brow“ trinke ich ein Amstel Light. Horrende 7,22 Dollar! Ich nehme trotzdem gleich zwei, kassiere abschätzende Blicke vom „Wirt“ (mir doch egal) und spaziere ein bisschen umher (so einige Kilometerchen … Ein Riesenflughafen ist das hier!).

Hier gibt es fast alles: Fressbuden, Klamottengeschäfte, Schreibwarenlädensogar „Shoe shine“. Zwei dunkelhäutige Menschen, ein Junge und ein Erwachsener putzen einem weißem Geschäftsmann und einem weiteren Dunkelhäutigen die Schuhe. Es mutet seltsam an.

Anna-M. und ich in Denver

Die Amis gehen mir schon jetzt auf den Keks. Ein paar Männer grölen. Und sprechen respektlos (lästern!) über den fetten Hintern einer Frau. (Ich schaue ihn mir genauer an: Weiblich und rund ist er allenfalls, aber nicht fett. Arschlöcher …) Das Amstel Light hingegen schmeckt jetzt doch ganz lecker, ist aber nichts im Vergleich zu einem kühlen Blonden zu Hause.

Vor mir steht plötzlich ein schöner, dekorativer Oldtimer, der mit dem Vogel vorn auf der Motorhaube. Sein Dach ist total verstaubt. Niemand kümmert sich darum.

Das zweite Bier neigt sich dem Ende zu. Nach acht Stunden Flug, anstrengendem Arrival und dem Gelatsche über den Flughafen habe ich beide Flaschen in nur wenigen Zügen geleert. Na, es sind ja auch nur jeweils 0,33 Liter, glaube ich. (Es steht keine Mengenangabe auf den Flaschen.)

Spiegelung in der Sonnenbrille meiner Schwester

Geschafft. Sitze jetzt im Wartesaal. Neben mir eine junge Familie mit Baby. Die Frau schaut es liebevoll bis fasziniert an. Sie sieht – bei allem – müde aus. Wie es wohl ist, Kinder zu haben?

Noch anderthalb Stunden bis zum Flug, danach noch einmal knapp viereinhalb Stunden, dann sehe ich meine kleine Schwester wieder. In Denver/Colorado. Sie hat sich bestimmt nicht großartig verändert, aber zehn Monate sind doch schon eine Zeit im Leben eines 19-jährigen Menschen. (Und irgendwie auch für eine 28-Jährige wie mich.)

Typisch.

Gerade kommt die Durchsage „I need two additional volonteers“. Hotelübernachtung, Diner sind der „Gewinn“, wenn man erst morgen fliegt. Was genau sich dahinter verbirgt, weiß ich noch nicht, werde es aber schon noch herausfinden.

Punkt, Punkt, Punkt.

Lange Haare nur für Mädchen? Von wegen!

Mädchen sind Prinzessinnen, Jungs weinen nicht? Mädchen haben lange Haare und kleiden sich in Farben wie Rosa oder Pink, und Jungs sind auf dem Kopf kurzgeschoren und lieben Grün und Blau? Wagt ein Kind, „anders“ zu sein als in dieser Gesellschaft vorgelebt, wird es gehänselt oder manchmal sogar ausgegrenzt – das betrifft heute zumindest optisch vor allem das männliche Geschlecht.

Räumen wir doch endlich auf mit den dämlichen Rollenklischees und lassen unsere Kinder einfach das sein, was sie auch sind: Kinder eben – und keine Geschlechter.

Es nervt langsam: Wir schreiben das Jahr 2021, und noch immer scheinen so viele Menschen zu glauben, nur Mädchen dürften sich die Haare wachsen lassen. Tragen sie einen Kurzhaarschnitt, sieht das „cool“ aus, tragen sie Blau oder Grün, ist das „schön frech“. Möchte aber ein Junge Violett oder lange Haare zeigen, kommen so richtig dumme Sprüche. „Bist Du ein Mädchen?“ oder „Bist Du schwul?“

Ungleichberechtigung einmal andersherum. Denkt euch an dieser Stelle bitte trotzdem ein Augenzwinkern, denn im Idealfall haben unsere Kids so ein gutes Gespür dafür, was absurd ist oder nicht, dass sie – wie mein P. neulich – auf die Frage „Hä, warum hast Du denn so lange Haare?“ antworten: „Na, weil sie wachsen. Und weil sie es bei mir dürfen!“. Boah. Es läuft mir noch immer heißkalt den Rücken runter. Was für eine Antwort!

Friseur oder Haarband
Für meinen Achtjährigen ist klar: Die Haare sollen eine ganze Weile sprießen. Wohin? Weiß er noch nicht. „Mal sehen.“ Ich finde es einfach wunderbar, dass er das ausprobieren möchte. Richtig kurzes Haar hatte P. ohnehin nur als Neugeborener und kennt es an sich auch gar nicht.
Seine Mähne reicht ihm inzwischen am Hinterkopf bereits bis über den Schulterbereich. Er befindet sich aber noch immer in dieser unbequemen „Übergangsphase“, in der die Strähnen ihm im Gesicht hängen. „Das stört mich nicht“, behauptet er (und mustert sich „heimlich“ gern im Spiegel …). Scheint tatsächlich so zu sein.

Die Klassenlehrerin allerdings schrieb mir deshalb neulich eine E-Mail, in der sie mir mitteilte, dass P. ein Haarband brauche, um besser arbeiten zu können. Er sitze immer auf eine Hand gestützt da, und das läge ihrer Meinung nach am längeren Haar. Na gut: Wir legen ein paar Haarbänder in P.s Ranzen – ganz zufrieden ist mein Sohn damit nicht, obwohl die Teile „handmade“ und wirklich toll sind. P. sagt, er kommt auch ohne klar. Wir wollen doch aber seine Lehrerin schön bei Laune halten … Ich stelle also die entscheidende Frage: „Friseur oder Haarband?“ P. überlegt nicht lange, antwortet selbstsicher: „Band bitte!“

Problem“ gelöst: mit Band und Spange
Und dann beichtet er: „Du Mama? Ich hab ehrlich gesagt keinen Bock, in der Schule gerade zu sitzen, möchte mich lieber auf meiner Hand abstützen. Und am liebsten trage ich offen, weil ich dann den Wind so schön spüre.“ Irgendwie war mir das klar; ich unterdrücke ein Grinsen. „Das verstehe ich, trag Dein Band bitte trotzdem. Oder … Nimm eine Spange.“

Und da kommt mir auch schon eine Idee: Ich beklebe einige meiner Haarspangen mit kleinen Legosteinen und Motiven wie Drachen – ein echter Hingucker, wie ich finde. P.s Kumpel S. ist fast neun Jahre alt und trägt schon seit längerem solche Haarspangen, „weil er Stirn- und Gummibänder nicht so mag“. Na also; ich freue mich für meinen Sohn, dass er einen Kumpel wie diesen hat – gerade jetzt auch in diesem Alter, in dem es immer wichtiger wird, was die Freunde denken. Und die sind – zum Glück – allesamt keine Dämlacke (Entschuldigung).

Löwenmähnen-Bändiger!
Am nächsten Morgen erklärt er sich also freiwillig bereit, sein dickes, welliges Braunhaar ab sofort im Unterricht aus dem Gesicht zu halten. „Stell Dir vor, Du bist Dein eigener Löwenmähnen-Bändiger!“, schlage ich vor. P. kichert. Dieses Bild findet er so richtig gut.

P.s Lehrerin schreibt mir übrigens noch am gleichen Vormittag, einige Kinder hätten geschmunzelt oder gekichert als sich der Sohni sein Stirnband aufzog, „aber er ist klar selbstbewusst und steht definitiv zu seinem langen Haar.“ Na klar! (Wie wunderbar.)

Mein Leben mit Söhnen